Selbst heute, da die Suche nach ungewöhnlichen „locations“ seltsame Blüten treibt, wäre eine Feier in der Kanalisation eine Schlagzeile wert. Seit 1893 hatte man begonnen, die Lutter in der Bielefelder Innenstadt unter die Erde zu verlegen. Als das Kanalgewölbe fertig gestellt war, trafen sich Anwohner und Bauarbeiter zu einer unterirdischen Fete. Bei Bier, Gesang und Musik saß man fröhlich beisammen und ließ Oberbürgermeister Bunnemann als Urheber des Kanalbaus hochleben. Um die Freude nachvollziehen zu können, muss man wissen, dass die Lutter durch die ungeklärten Abwässer, die aus Privathaushalten und Fabriken eingeleitet wurden, zu einer stinkenden Brühe verkommen war. Ihrem Namen (althochdeutsch „hluttar“ = klar, rein) machte sie schon lange keine Ehre. Mit der Kanalisation und der Anlage der Rieselfelder in Heepen hatte die Stadt Bielefeld ein ehrgeiziges Projekt begonnen, das die Öffentlichkeit und die Stadtfinanzen jahrelang beschäftigte. Heute hat die Lutter wieder eine gute Wasserqualität und wird als „Stadtbach“ vermisst, der zur Lebensqualität beiträgt. Seit 2004 ist im Grünzug am Waldhof ein erstes Teilstück wieder freigelegt worden. Andere werden hoffentlich folgen, und vielleicht gibt es dann eine oberirdische Lutterfete?