Große Bauprojekte waren auch vor hundert Jahren schon heftig umstritten. Am 25. Oktober 1913 wurde die neue Handwerker- und Kunstgewerbeschule zu Füßen der Sparrenburg feierlich eingeweiht. Bei den vielen Festreden kamen die vorangegangenen Auseinandersetzungen offenbar nicht zur Sprache. Seit 1905 beabsichtigte der preußische Staat in Bielefeld eine Handwerker- und Kunstgewerbeschule einzurichten, die für das heimische Gewerbe und die Verbrauchsgüterindustrie vor allem einen ästhetisch-künstlerisch geschulten Nachwuchs ausbilden sollte. Am 1. April 1907 nahm die Schule zunächst in provisorischen Räumen ihre Tätigkeit auf.  Sie hatte guten Zulauf und zeigte so erfreuliche Ergebnisse, dass sich Magistrat und Stadtverordnetenversammlung 1908 gegenüber dem Handelsministerium verpflichteten, bis 1914 einen geeigneten Neubau zu errichten. Stadtbaurat Friedrich Schultz legte 1910 einen Entwurf vor, dessen Ausführung auf 335.000 Mark berechnet war. Darauf kam es zu erregten Diskussionen, denn der Bau sollte über Kredite finanziert werden und vor allem Grundstücksbesitzer argwöhnten, dass sie mit erhöhten Grundsteuern zur Kasse gebeten werden sollten. Manche Handwerker zweifelten den Sinn der Schule an, in der sie eine Konkurrenz witterten. In den Bielefelder Zeitungen wogte der Meinungsstreit hin und her. Die sozialdemokratische „Volkswacht“ war der Meinung, „daß an Ausgaben für Bildungszwecke nicht gespart werden soll.“ Schließlich setzten sich die Befürworter durch. Heute steht der originelle Bau zu Recht unter Denkmalschutz.