Tumba Scan Dr. Doris Döppes (auf der Leiter) und Amelie Alterauge beim Scannen der Tumba
 

Eines der bedeutendsten Kunstwerke des Mittelalters in Bielefeld wird im nächsten Jahr im Historischen Museum in den Mittelpunkt gerückt: die Tumba Ottos III. von Ravensberg und seiner Gemahlin Hedwig zur Lippe. Das Hochgrab aus dem 14. Jahrhundert zeigt sie beide in Lebensgröße. Auch wenn es sich um keine Porträts im modernen Sinn handelt, sind diese Grabskulpturen die einzigen bildlichen Zeugnisse der Grafenfamilie, die einen authentischen Eindruck von ihrem Aussehen geben können. Die Tumba steht im Chor der Neustädter Marienkirche, die Graf Otto III. 1293 als Stiftskirche begründet hat. Im Historischen Museum werden Graf und Gräfin den Besuchern jedoch nicht als Liegefiguren, sondern Auge in Auge gegenüberstehen. Tatsächlich sind die Skulpturen nämlich als Lebende angelegt, also stehend, um die Erwartung der Auferstehung auszudrücken. Auch sonst wird sich die Abformung deutlich vom Original unterscheiden: Während die Tumba im 19. Jahrhundert einen dunklen Anstrich erhielt, um das Material Bronze vorzutäuschen, wird die Nachbildung den ursprünglichen Sandsteinton aufnehmen.Für die Abformung kommt ein hochmodernes Verfahren zur Anwendung. Das Zentrum für Archäometrie am Reiss-Engelhorn-Museum Mannheim hat auf diesem Gebiet Pionierarbeit geleistet. Mit einem mobilen Scanner, der 16 Blitzaufnahmen pro Sekunde macht, tastete Dr. Doris Döppes die Oberfläche der Skulpturen ab, während Amelie Alterauge am Rechner die Wiedergabe verfolgte. Aus den Scan-Daten setzt sich am Bildschirm allmählich ein dreidimensionales Bild zusammen, das jedes Detail einfängt. Die Weiterverarbeitung der Daten am Großrechner ergibt später eine Vorlage, die dann im Sanddruckverfahren umgesetzt wird und sich so auch der Materialität der Tumba annähert.