Saalsportrad klein Saalsportrad der Firma Göricke

 Dreier-Radpolo, Vierer-Eiffelradreigen oder Sechsersteuerrohrreigen – diese  Manöver klingen höchst kompliziert und waren wahrscheinlich entsprechend schwierig auszuführen. Sie gehörten unter vielen anderen 1930 zum Festprogramm des Ersten Bundesfestes des Arbeiter-Rad- und Kraftfahrerbundes „Solidarität“ in Dresden. Während Kunstradfahren und Radballspiele heute zu den sportlichen Randerscheinungen zählen, die kaum wahrgenommen werden, waren sie früher ungleich populärer. Viele Fahrradhersteller hatten dafür geeignete Modelle im Programm.

Der Saalsport auf Fahrrädern hatte seine größte Zeit, als die Arbeiter-Radfahrvereine etwa seit 1900 wie Pilze aus dem Boden schossen. Politisch der Sozialdemokratie nahestehend, legten sie ein Schwergewicht auf das Gemeinschaftserlebnis beim Radfahren. Deshalb galten Disziplinen, in denen man als Mannschaft oder Gruppe miteinander fuhr, als ideologisch angemessener als Wettfahrten, die als Ausdruck kapitalistischen Konkurrenzdenkens gewertet wurden. „Frischauf“, die Fahrradfabrik des Arbeiter-Radsportverbandes „Solidarität“ in Darmstadt, bot eine breite Palette von Saalmaschinen an.Die Spezialmaschinen für Disziplinen wie Radball und -polo, Kunst- und Reigenfahren weichen jeweils in Details voneinander ab. Charakte­ristisch für alle ist der Starrlauf mit 1:1-Über­setzung, der auch das Rück­wärts­fahren ermöglicht. Unser Modell von der Bielefelder Firma Göricke, um 1950 gebaut, weist Holzfelgen aus verleimtem und gepresstem Schichtholz auf, die das Gewicht des Fahrrads reduzieren. Die Dorne an der Hinterradnabe ermöglichen es einem Sportler, hinter dem Fahrer zu stehen. Das Saalsportrad ist eine freundliche Dauerleihgabe der Firma Velo-Classic, Heinz Fingerhut.