Die neue Abteilung der Dauerausstellung „das 19. Jahrhundert“ ist fertig.
Mit dieser Abteilung konnten wir den dritten von vier Bausteinen für den Rundgang durch die Bielefelder Geschichte fertigstellen.

Bielefeld im 19. Jahrhundert

Nach einer langen Phase ruhiger Entwicklung brachte das 19. Jahrhundert für Bielefeld einen grundlegenden Wandel. Aus einer beschaulichen Landstadt, die noch um die Mitte des Jahrhunderts nicht mehr als 10.000 Einwohner zählte, war am Vorabend des Ersten Weltkriegs ein bedeutendes Industriezentrum
mit über 80.000 Einwohnern geworden. Die erste Hälfte des 19. Jahrhunderts brachte große politische Verwerfungen mit sich. Der preußische König musste
nach seiner Niederlage im Krieg gegen Napoleon alle Landesteile westlich der Elbe abtreten. Bielefeld wurde 1807 Bestandteil des kurzlebigen Königreichs Westphalen, das Napoleon für seinen Bruder Jérôme errichtet hatte. Nach den Befreiungskriegen übernahm Preußen wieder die Herrschaft und Bielefeld lag seit 1816 in der neuen Provinz Westfalen.

Das liberale Bürgertum, vom Patriotismus der Befreiungskriege bewegt, strebte nach nationaler Einheit und einer Verfassung, die ihm politische Mitspracherechte sichern sollte. In den Jahrzehnten der Restauration bis zur Revolution 1848/49 kam es erstmals zu Auseinandersetzungen innerhalb der Bürgerschaft. Die Demokraten mit ihrem Wortführer Rudolf Rempel waren in der Offensive, sodass Bielefeld in Berlin als „Demokratennest“ verschrien war. Die politischen Fehden begleiteten eine tiefgreifende wirtschaftliche Krise, die das Leinengewerbe erfasst hatte. Die Industrialisierung, die mit den ersten Spinnfabriken in den 1850er Jahren begann, kam spät, entwickelte sich aber dynamisch.

Um 1900 war Bielefeld zu einer prosperierenden Stadt herangewachsen. Neue Viertel entstanden um die Fabrikniederlassungen. Neben dem Textilsektor hatte sich die Metallindustrie als maßgeblicher Wirtschaftsfaktor herausgebildet. Auf die Stadtverwaltung kamen große Herausforderungen beim Aufbau moderner Versorgungs- und Verkehrsnetze zu, auch Vereins- und Kulturleben wurden immer vielfältiger. Die Arbeiterschaft forderte ihren Anteil an diesem Aufschwung und eroberte sich bis zum Ersten Weltkrieg auch politische Teilhabe in der Stadtverordnetenversammlung.