Zündhölzer ·

Früher, als es noch viel mehr Raucher gab, als der Küchenherd mit Gas und der Ofen mit Kohle beheizt wurde und am Weihnachtsbaum Wachskerzen brannten, waren Zündhölzer ein unentbehrlicher Begleiter im Alltag. Jede Schachtel, so gering der Kaufpreis auch sein mochte, trug nebenher Jahrzehnte lang dazu bei, die Schulden des Deutschen Reiches zu begleichen.

Vor der Erfindung der Zündhölzer brauchte man, um Feuer zu machen, drei Dinge: Stahl, Feuerstein und Zunder, obendrein aber etwas Geschick und Geduld. Um die Mitte des 19. Jahrhunderts war es damit vorbei. 1858 bemerkte ein Autor in der Familienzeitschrift „Gartenlaube“: „Wie ein Lauffeuer verbreiteten sich die neuen Zündhölzer über alle civilisierten Länder… Eine Zunderbüchse findet sich selbst im conservativsten Bauernhause nur noch im Alteisenkasten.“ Die Erfindung der Zündhölzer wird verschiedenen Personen zugeschrieben. Jedenfalls gab es seit den 1830er Jahren Hölzer mit einem Zündkopf aus Kaliumchlorat und Phosphor, die sich an jeder rauhen Oberfläche entzünden ließen, wie es in alten Westernfilmen gern demonstriert wird. Die hohe Entzündlichkeit führte jedoch auch zu Unfällen und Explosionen. Zudem ist weißer Phosphor giftig und führte bei der Verarbeitung zu schweren Gesundheitsschäden. Der Chemiker Rudolf Christian Böttger brachte 1848 ungiftigen  roten Phosphor auf einer separaten Reibefläche auf, über die der Zündkopf streichen musste. Unerwünschte Entzündung war so vermieden und das Sicherheitszündholz geboren.

Das waldreiche Schweden baute rasch eine leistungsfähige Zündholzindustrie auf, die von Beginn auf Böttgers Entwicklung setzte, sodass die Sicherheitszündhölzer auch als „Schwedenhölzer“ bekannt wurden. Als die Reichsregierung 1909 eine Zündholzsteuer einführte, kam es vorher zu Hamsterkäufen und viele Verbraucher wichen auf mechanische Feuerzeuge aus. Der Verbrauch von jährlich mehr als 135 Milliarden Stück halbierte sich dadurch fast. In Schweden bildete sich in dieser Zeit ein Zündholztrust heraus, den der Finanzmagnat Ivar Kreuger beherrschte. Er strebte an, auch in anderen Ländern die Branche zu dominieren und fand 1929 in Deutschland eine günstige Gelegenheit. Er bot der finanziell gebeutelten Reichsregierung eine Anleihe von 125 Millionen Dollar an, die bis 1980 mit 6 % Zinsen getilgt werden sollte. Als Gegenleistung erhielt Kreuger ein Verkaufsmonopol, in dessen Gewinn sich  sein Konzern und die Regierung teilten.

Auch nach dem Zweiten Weltkrieg durften die kleinen Zündstifte aus Pappelholz nur über die eigens gegründete Deutsche Zündwaren-Monopolgesellschaft vertrieben werden. Unsere Schachtel aus den 1950er Jahren zeigt mit dem Bundesadler ihre ärarische Herkunft deutlich an. Neben der „Haushaltsware“ zu 3 Pfennig (später 5 bzw. 7 Pfg.) gab es die bessere Qualität unter dem Namen „Welthölzer“. 1979 wurden 42 Milliarden Hölzer abgesetzt und warfen immerhin 5,3 Millionen DM Gewinn ab. Am 15. Januar 1983 zahlte der Bund die letzte Rate an die Nachfolger des Kreuger-Konzerns und die Preise für Zündhölzer fielen schlagartig. Da hatte der Siegeszug der Einwegfeuerzeuge jedoch längst begonnen, der das Zündhölzchen zum Auslaufmodell werden ließ.