„Wer nicht wirbt, der stirbt“, heißt eine bekannte Redensart. In der modernen Geschäftswelt ist es für Unternehmen, die Konsumgüter herstellen, unerlässlich, mit möglichst auffälliger und origineller Werbung auf ihre Produkte aufmerksam zu machen und sich von der Konkurrenz abzuheben. Wichtige Werbemittel sind heute Werbespots im Fernsehen, Kino und Radio. Aber auch traditionelle Formen wie Plakat- und Anzeigenwerbung haben noch ihre Berechtigung. Dagegen sind Blech- und Emailschilder, die bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts verbreitet waren, verschwunden.

In der Sonderausstellung „Werbung! Drogeriereklame aus aller Welt und Bielefeld“ zeigt das Historische Museum Bielefeld am Beispiel einer Branche, wie Werbung funktionieren sollte und wie sie sich veränderte. Der zeitliche Schwerpunkt liegt dabei auf den 1930er bis 1970er Jahren.

Aus dieser Periode stammt die Sammlung von Werbemitteln aus einem ehemaligen Drogeriegeschäft, die Bernd Schönebaum vor einigen Jahren in einer Scheune in Niedersachsen entdeckt hat. Das Historische Museum Bielefeld zeigt daraus etwa 120 Exponate und einige Werbefilme. Alle erdenklichen Produkte, die in einer Drogerie verkauft wurden, teils von weltbekannten Firmen und Marken, tauchen hier auf. Haarpflegemittel von Schwarzkopf fehlen ebenso wenig wie Waschpulver von Henkel, Heftpflaster von Beiersdorf oder Nivea-Creme. Der Drogist handelte aber auch mit Insektenvertilgungsmittel, Rollfilmen oder Hühneraugentinktur.

Die Plakate geben nicht nur einen Einblick in die Art der Werbung in früheren Jahrzehnten. Auch das jeweilige Zeitkolorit lässt sich ablesen: Wie haben sich die Menschen zum Beispiel in der Wirtschaftswunderzeit gekleidet, was für Frisuren waren modern? Kopfschütteln ruft heute das Rollenverständnis von Mann und Frau hervor, das scheinbar besonders genüsslich in der Werbung verbreitet wurde.

Ein zweiter Teil der Ausstellung befasst sich mit Bielefeld. Die Dr. Wolff-Gruppe und Arnold Holste Wwe. sind zwei noch existierende Firmen der Stadt, die mit ihren Produkten über Deutschlands Grenzen erst die kleinen Drogerien belieferten und heute deren Nachfolger, die großen Drogeriemarkt-Ketten, mit Ware versorgen. Außerdem sind erstmals Bestände der letzten überlebenden Bielefelder Drogerie alten Stils zu sehen, die bis 1950 zurückreichen und nun dem Historischen Museum überlassen wurden. Sie reichen von Einrichtungsgegenständen bis zu Werbematerialien in jeglicher Form.

Steht im ersten Ausstellungsteil die zweidimensionale Reklame im Mittelpunkt, konzentriert sich der Bielefelder Teil stark auf die Produkte und ihre Verpackungen. Besonders originelle Drogerieartikel aus der Sammlung des Historischen Museums ergänzen die Präsentation.

Zur Ausstellung wird ein abwechslungsreiches museumspädagogisches Begleitprogramm angeboten.