Ludwig Godewols, „Drei Freunde“ ·

Drei ausgesprochene Charakterköpfe stehen uns hier gegenüber, würdige ältere Herren, die aber mit heftigen Pinselstrichen und in leuchtenden Farben wiedergegeben sind. Obwohl sie eng zusammenstehen, blicken sie in unterschiedliche Richtungen. Porträtähnlichkeit und Farbenglut, räumliche Nähe und fehlender Blickkontakt senden widersprüchliche Signale, die von der Kunst Ludwig Godewols´ bis heute ausgehen.

„Mein guter Lehrer, Mensch und Freund Prof. Godewols war mit dem Fleckchen Erde in Arrode meine Akademie.“ Mit diesen Worten machte Peter August Böckstiegel in seinem Lebensrückblick deutlich, wieviel er seinem Lehrer verdankte. Ludwig Godewols, 1870 in Gnoien (Mecklenburg) geboren, hatte eine Malerlehre absolviert und sich danach an der Kunstgewerbeschule Hannover weitergebildet. 1903 übernahm er die Malerfachklasse an der gewerblichen Fortbildungsschule in Bielefeld, in die bereits Böckstiegel als Schüler eintrat. Als 1907 die Handwerker- und Kunstgewerbeschule in Bielefeld gegründet wurde, wechselte Godewols als Leiter der Malerklasse an das neue Institut und zog einige seiner früheren Schüler nach.

Im Vordergrund der Ausbildung dort stand zwar die Dekorationsmalerei, aber Godewols nahm ebenso das Staffeleibild in den Blick. Er muss ein inspirierender, aber auch strenger Lehrer gewesen sein. Wenn ein Schüler abgehen wollte, bekam er leicht zu hören: „Was wollen Sie denn? Sie können ja noch nichts!“ Obwohl seine eigenen Bilder aus der Zeit vor dem Ersten Weltkrieg eher einem farbig gedämpften Realismus verhaftet waren, hatte er ein offenes Auge für die zeitgenössischen Strömungen der Kunst. Mit seiner Klasse besuchte er das Folkwang-Museum in Hagen und 1912 die grandiose Sonderbund-Ausstellung in Köln, die beispielsweise Böckstiegel ein tiefgehendes Erlebnis van Goghs ermöglichte.

Nach dem Ersten Weltkrieg ist in Godewols´ Bildern ein erstaunlicher Wandel sichtbar. „Die Farbe ist über ihn gekommen und er ist mächtig ins Geschirr gegangen“, äußerte sich später Richard Woernle, der Direktor der Schule. Irritiert nahmen viele zur Kenntnis, dass der 50-jährige Godewols stilistisch zu seinen früheren Schülern aufschloss, auch wenn er die expressionistischen Tendenzen nicht mitmachte. In diese Zeit gehört das 1923 entstandene Gemälde „Drei Freunde“. Otto Sartorius, der von 1922 bis 1946 als Geschäftsführer die Handelskammer Bielefeld leitete, erwarb das Bild und hängte es in seinem Dienstzimmer auf. Es steht in der Tradition des Freundschaftsbildes der Romantik; wer die dargestellten Personen sind, ist jedoch nicht überliefert.

Ludwig Godewols starb 1926 ohne direkte Nachkommen. Die Empfehlung an die Stadt, seinen künstlerischen Nachlass zu erwerben, blieb ohne Resonanz. Das uneinheitliche, aber interessante Werk des Künstlers ist heute verstreut und kaum bekannt.