Eine Ausstellung des NS-Dokumentationszentrums der Stadt Köln

Zwischen 1933 und 1945 war die Hitlerjugend die mitgliederstärkste Organisation im NS-Staat. Als das „Volk von morgen“ waren die Jugendlichen Adressat der NS-Propaganda und ein wichtiger Faktor der NS-Innenpolitik. Das öffentliche Bild von der Hitlerjugend als allmächtige Institution, der man sich als Jugendlicher nicht zu entziehen vermochte, ist bis heute geprägt von Propagandaaufnahmen der Nationalsozialisten und „Erfolgsmeldungen“ einer begeisterten „Staatsjugend“.

Wie schaffte es die Hitlerjugend, aus diesen jungen Menschen eine – wie es ihre Propaganda suggerierte – „Jugend im Gleichschritt“ zu formen? Erreichte sie dieses Ziel überhaupt? Welchen Herausforderungen und Problemen hatte sie sich zu stellen? Wo fand sie Unterstützung, und wo stellten sich ihr Widerstände entgegen?

Diesen und weiteren Fragen geht die Ausstellung in fünf Abschnitten nach: Die Lebenswelten stellen den gesellschaftlichen Kontext, in dem die Hitlerjugend agierte, vor. Wie lebte man in den 1920er- und 1930er-Jahren in der Stadt und auf dem Land? Wie gestalteten sich Arbeit und Freizeit? Welche Auswirkungen hatte der kurz zuvor beendete Weltkrieg? Welche die Wirtschaftskrisen? Die Hitlerjugend konkurrierte mit Elternhäusern, Schule und Kirche um die Vormachtstellung in der Jugenderziehung. Welche Ziele verfolgten die einzelnen Erziehungsinstanzen? Wie reagierten sie auf die „neue Zeit“? Welche Einflüsse versuchten die neuen Machthaber auf die Erziehung zu nehmen?

Arbeit und Ziele der Hitlerjugend werden unter den Aspekten Organisation, „Dienst“ und „Führer“ näher vorgestellt. Im Mittelpunkt steht dabei die Wehrerziehung, die vor allem die Aktivitäten in Jungvolk und HJ wesentlich prägte. Inwieweit die Hitlerjugend den selbst gestellten Ansprüchen gerecht wurde, wird an zahlreichen Beispielen überprüft. Dass die Hitlerjugend ihren Totalitätsanspruch nie gänzlich in die Tat umsetzen konnte, zeigt sich besonders deutlich an den Konflikten, die sie mit Jugendgruppen austrug, die sich dem auf sie ausgeübten Druck nicht beugen wollten. Das galt insbesondere für die konfessionelle Jugend und die unangepassten Jugendlichen. Neue Herausforderungen hatte die Hitlerjugend im Krieg zu bewältigen. Sie musste sich weitgehend den Bedürfnissen des Kriegsalltags anpassen. Während sie zunächst nur für Aufgaben an der „Heimatfront“ verpflichtet wurde, kamen in der Kriegsendphase auch direkte Kampfeinsätze hinzu.

Die als Wanderausstellung konzipierte Ausstellung zeigt an zahlreichen Beispielen aus Rheinland und Westfalen ein differenziertes Bild der NS-Jugendorganisation – jenseits der bekannten Propagandabilder. In 14 Medienstationen werden zahlreiche zeitgenössische Filme gezeigt. Außerdem schildern hier viele Zeitzeugen ihre damaligen Erlebnisse.