Von einem „obszönen Bildwerk“ und einer „supralokalen Blamage“ für Bielefeld sprachen Leserbriefe, als es um die Kapelle des 1912 eingeweihten Sennefriedhofs ging. Was war passiert?

Für das Giebelfeld der Kapelle, die ein Jahr nach der Eröffnung des Friedhofs fertig gestellt wurde, hatte Stadtrat Georg Kisker ein Relief gespendet. Den Auftrag bekam der Bildhauer Hans Perathoner, der Schöpfer des Leineweberdenkmals. Er stellte Tod, Vergänglichkeit und Trauer als allegorische Figuren dar: den Tod als Mann mit Flügeln in der Mitte, seitlich zwei weibliche Gestalten – und alle nackt. Der nackte Tod wurde zum Stein des Anstoßes und führte zu Monate langen Auseinandersetzungen in den Bielefelder Zeitungen mit einer Fülle von Leserbriefen. Über den unmittelbaren Anlass hinaus standen auch andere Werke Perathoners und die moderne Kunstauffassung allgemein im Fokus der Kritik.