Fahne der Naziopfer

Unscheinbar sieht sie aus, alles andere als professionell gemacht. Der blau-weiß gestreifte Stoff ist mit Heftzwecken an einem Bambusstab befestigt. Die Buchstaben hat man aus Stoff ausgeschnitten und wenig fachmännisch aufgenäht. Aber wenn man weiß, dass die gestreifte Baumwolle die Kleidung eines KZ-Häftlings erinnert, erhält diese provisorische Fahne, die aus den 1960er Jahren stammt, eine besondere Bedeutung.

Die „Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes“ (VVN) wurde 1947 in Berlin gegründet. Ehemalige Widerstandskämpfer aus dem linken Lager schlossen sich zusammen, um zum einen soziale Hilfen für die politisch Verfolgten der NS-Zeit zu organisieren, zum anderen sich im demokratischen Neuaufbau Deutschlands im antifaschistischen Sinne zu engagieren. Als Symbol wählten sie den roten Winkel, das Kennzeichen der politischen Gefangenen in den Konzentrationslagern. Die starke kommunistische Präsenz im VVN führte im Zuge des Kalten Krieges dazu, dass die SPD 1948 einen „Unvereinbarkeitsbeschluss“ der Beteiligung am VVN für ihre Mitglieder herbeiführte. Prominente SPD-Genossen wie Eugen Kogon oder Heinz Galinski kehrten daraufhin der VVN den Rücken, die dadurch noch stärker von der KPD bzw. später von der DKP bestimmt wurde. Deshalb gab es in der BRD mehrfach Versuche auf Landesebene, die Vereinigung zu verbieten. Die VVN, die in Bielefeld einen Kreisverband hatte, setzte sich gegen Wiederbewaffnung und atomare Aufrüstung ein, vor allem aber hielt sie die Erinnerung an die Verbrechen der NS-Zeit wach. 1971 nahm sie den Zusatz „Bund der Antifaschisten“ in den Namen auf. Damit bezog sie die jüngere Generation ein. Die Arbeit der VVN wurde, wie 1989 bekannt wurde, wesentlich von der DDR über die DKP finanziert, so dass es 1990 zu einem Bruch kam, der u. a. zu einer Öffnung des Mitgliederspektrums führte.