Zeppelin

Luftschiff über Bielefeld

Trotz seiner geringen Abmessungen – der Abzug hat ein Format von 8 x 10 cm – bietet das Foto einen beeindruckend genauen Blick auf Bielefeld. Von der Sparrenburg aus sind die Kirchen der Innenstadt, der Rathausturm und die Kuppel der Synagoge ebenso deutlich zu erkennen wie die zahlreichen rauchenden Fabrikschlote. Das alles tritt aber zurück gegenüber dem silbrig glänzenden Luftschiff, das über der Stadt schwebt. Mit der Lupe erscheint seine Bezeichnung am Rumpf gestochen scharf: LZ 127 Graf Zeppelin.

Ein anderes Foto in der Sammlung des Historischen Museums zeigt im Vordergrund eine dicht gedrängte Menschenmenge auf der Burg, die mit Taschentüchern und Hüten dem Luftschiff zuwinkt. Hier ist auch das Datum 12. September 1929 vermerkt. Damals war das ein Jahr zuvor in Dienst gestellte LZ 127 gerade von seiner sensationellen Weltumrundung zurückgekehrt. Nach 20 Tagen und 4 ¾ Stunden hatte es unter Kapitän Hugo Eckener am 4. September 1929 wieder in Friedrichshafen festgemacht. Die anschließende Rundfahrt über Deutschland wurde ein Triumphzug, der Hunderttausende begeisterte.

Mit den Luftschiffen untrennbar verbunden war der Name des Grafen Zeppelin. Ferdinand von Zeppelin (1838-1917) war ursprünglich Kavallerieoffizier in königlich-württembergischen Diensten, beschäftigte sich aber bereits seit 1873 mit der Idee des Luftschiffs. Mit großer Zähigkeit und unter Einsatz des eigenen Vermögens hielt Zeppelin trotz vieler Rückschläge an seinem Traum fest. 1908 kam der Wendepunkt, als nach der unglücklichen Zerstörung seines LZ 4 eine Woge nationaler Begeisterung Spenden in Höhe von fast sechs Millionen Mark zusammenbrachte und den Bau neuer Luftschiffe ermöglichte. Technisch immer weiter vervollkommnet, wurden sie sowohl zum Fahrgasttransport als auch für militärische Zwecke eingesetzt. LZ 127, am 90. Geburtstag Ferdinand von Zeppelins auf seinen Namen getauft, war 236 Meter lang. Es handelte sich wie bei allen Konstruktionen Zeppelins und seiner Nachfolger um ein Starrluftschiff, das über einem Aluminiumgerippe eine Außenhaut aus imprägniertem Baumwollstoff trug, dessen mit Aluminiumpulver versetzter Anstrich die Silberfärbung ergab. Fünf Maybach-Zwölfzylinder-Motoren mit zusammen 2850 PS trieben das Luftschiff an, das neben 45 Besatzungsmitgliedern 25 Passagiere befördern konnte.

Am 31. August 1930 landete LZ 127 auf dem Flugplatz in Windelsbleiche, der damit offiziell eröffnet wurde. Dieses Ereignis verfolgten etwa 100.000 Personen – wahrscheinlich der größte Menschenauflauf, den Bielefeld je erlebt hat. An Bord war als Navigationsoffizier auch Max Pruss, der aus Bielefeld stammte. Im März 1936 übernahm er das Kommando auf dem neuen LZ 129 „Hindenburg“, mit dem er mehrfach den Atlantik überquerte. Am 6. Mai 1937 ging die „Hindenburg“ beim Landeanflug auf das amerikanische Lakehurst in einem Gewitter in Flammen auf. 36 Menschen starben bei dieser Katastrophe, die das Ende der Luftschiffära markieren sollte.