Federhalter, verwendet beim Kauf der Sparrenburg

Wenn heute der Plan bekannt würde, im Innenhof der Sparrenburg eine Diskothek zu bauen, gäbe es sicher einen Proteststurm. Im Jahre 1877 schien Bielefelds Wahrzeichen ein solches Schicksal zu drohen in Gestalt eines Tanzsaals mit Gastronomie. Gerade hatte die Ära der Burg als Gefängnis geendet, nachdem am 1. Juni 1877 bei Klempnerarbeiten ein Feuer auf dem Dach des Gefangenenhauses ausbrach und das Gebäude weitgehend zerstörte. Was sollte mit der Burg, die nun vollends zur Ruine geworden war, geschehen?

In dieser Situation  wurde das Projekt des Tanzsaals erwogen. Da trat der ein Jahr zuvor gegründete Historische Verein für die Grafschaft Ravensberg auf den Plan. Hand in Hand mit dem Verschönerungsverein richtete er ein Gesuch an den Magistrat, sich beim preußischen Staat für die Überlassung der Burg an die Stadt Bielefeld einzusetzen. Der Verein betonte die „Wichtigkeit dieses historischen Denkmals einer grauen Vorzeit“, hatte aber auch gleich eine neue Nutzung parat, nämlich die „Aufstellung eines Museums für geschichtliche Denkmäler der Grafschaft“. Geschickt erinnerte er an die Verknüpfung der Burg mit der herrschenden Dynastie der Hohenzollern, daher „wird die Stadt sicher und gern ein Opfer zu bringen nicht anstehen“. Tatsächlich verliefen die Verhandlungen des Oberbürgermeisters Huber mit den staatlichen Stellen erfolgreich. Für 8934,90 Mark ging die Sparrenburg an die Stadt Bielefeld über.

Der Kaufvertrag wurde mit einem Füllfederhalter unterzeichnet, den das  Historische Museum zusammen mit einem Schriftstück verwahrt. Darin bestätigt Otto Westermann, Leinenkaufmann und Vorstandsmitglied des Historischen Vereins, diese Tatsache. Der Füllfederhalter selbst verdient einiges Interesse. Es handelt sich um eine sehr frühe Form über Schraubverschluss, die erst 1876 patentiert wurde. Der Federhalter konnte einen Tagesbedarf an Tinte aufnehmen. Den oberen Abschluss bildet ein kurzer Bleistift in einer Hülse, die bei Bedarf herausgeschraubt werden konnte. Das elegante Schreibgerät mit Silbergehäuse stammt von der bekannten Firma A. W. Faber aus Stein bei Nürnberg.

Nachdem die Burg in städtischen Besitz übergegangen war, sammelte der Verschönerungsverein in der Bürgerschaft 30.000 Mark Spenden für ihre Renovierung. Damit konnte man die Bausubstanz sichern und die Burg mit gärtnerischen Anlagen aufwerten. Der abgebrannte Gefängnisbau entstand neu mit verschiedenen Sälen, in denen auch der Historische Verein erstmals seine Sammlungen öffentlich präsentieren konnte. Am 3. Juli 1884 hatte die Bevölkerung beim ersten Sparrenburgfest Gelegenheit,  das wiedererstandene Bielefelder Wahrzeichen zu feiern und in Besitz zu nehmen.