Historisches Museum Bielefeld – Spherical Image – RICOH THETA
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Das Historische Museum ist ein besucherorientiertes modernes Geschichtsmuseum. Es ist mit seiner großen Sammlung gemeinsam mit dem Stadtarchiv das historische Gedächtnis der Stadt. Es trägt somit entscheidend zur Identität der Stadt bei und macht Einwohnern und Gästen das Angebot, sich mit der bewegten Vergangenheit der ostwestfälischen Metropole auseinanderzusetzen und vertraut zu machen. Das Museum wurde 1994 durch den damaligen NRWMinisterpräsidenten Johannes Rau in Gebäuden der ehemaligen Ravensberger Spinnerei eröffnet. Das Haus und seine Umgebung tragen die Geschichte Bielefelds als bedeutende Industriestadt in sich. So liegt auch der Schwerpunkt des Museums auf der Geschichte des Industriezeitalters, ohne jedoch die früheren Epochen seit der Stadtgründung 1214 zu vernachlässigen. Sammeln, Bewahren, Forschen, Ausstellen und Vermitteln – diesen elementaren Aufgaben eines Museums ist auch unser Haus verpflichtet. Die Bestände reichen bis auf den Historischen Verein für die Grafschaft Ravensberg zurück, der seit 1876 Gegenstände zu verschiedensten Themen der Stadt- und Regionalgeschichte sammelte. Sie umfassen inzwischen über 100.000 Objekte, von denen nur eine kleine Auswahl in der Dauerausstellung gezeigt werden kann. Diese lädt in den angrenzenden Räumen zu einem Rundgang durch 800 Jahre Stadtgeschichte ein. Die Dinge, die hier gezeigt werden, haben einmal Menschen gehört, die für die Entwicklung der Stadt von Bedeutung gewesen sind. Ob Bürgermeister, Fabrikant oder Arbeiterin, sie alle trugen dazu bei, das Bielefeld von heute zu formen. Deshalb stehen die Menschen und ihre dinglichen Hinterlassenschaften im Mittelpunkt der Ausstellung. Dabei wird besonderer Wert auf die Vermittlung der Stadtgeschichte und den Bezug zur Gegenwart gelegt. Die Dampfmaschine aus dem Jahr 1842, sicher eines der spektakulärsten Objekte des Museums, steht am Beginn des Rundgangs. Um die ganze Vielfalt der Sammlung anzudeuten, finden sich in ihrer Nachbarschaft – mit einem Augenzwinkern präsentiert – die wichtigsten Objektgruppen der Sammlung, verpackt in Kisten. Sie laden zum Entdecken ein und geben einen Vorgeschmack auf die Dauerausstellung. Wir wünschen Ihnen viel Vergnügen beim Gang durch die Bielefelder Geschichte.
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Bielefeld im Mittelalter
Die Stadt Bielefeld wurde um das Jahr 1214 von Graf Hermann von Ravensberg gegründet. An der Stelle der späteren Stadt befand sich eine Ansiedlung, deren Spuren bis in die sächsische Zeit im 8. Jahrhundert zurückreichen. Die Lage der Siedlung an einem Pass durch den Teutoburger Wald, über den alte Handelswege führten, war günstig für die weitere Entwicklung der Stadt. Der Graf verlieh seiner Neugründung das Stadtrecht von Münster. Von der Ravensburg bei Borgholzhausen, der Stammburg des Grafengeschlechts, verlegte sein Nachfolger Graf Ludwig die Residenz auf die neu errichtete Sparrenburg.
Zunächst gehörte die junge Stadt zum Kirchspiel Heepen, wurde aber 1236 mit ihrer Pfarrkirche eigenständig. Außerhalb der Mauern bildete sich offenbar bald eine weitere Ansiedlung, die Neustadt. 1293 gründete Graf Otto III. ein Kanonikerstift als geistliches Zentrum der Grafschaft und wandelte die im Bau befindliche Pfarrkirche der Neustadt in eine Stiftskirche um. Im Spätmittelalter vermehrten ein Franziskaner- und ein Augustinerinnenkloster die Zahl der Kirchen. Bis ins frühe 16. Jahrhundert gab es rechtlich die „beiden Städte Bielefeld“ mit getrennter Verwaltung, erst dann wurden Alt- und Neustadt vereinigt.
Damals waren die Grafen von Ravensberg bereits lange ausgestorben. 1346 hatte Gerhard von Jülich, der mit Margarete von Ravensberg vermählt war, die Grafschaft geerbt. Ravensberg wurde zu einem Nebenland, verwaltet von einem Drosten als Vertreter des Landesherrn, und geriet zunehmend unter den Einfluss des heimischen Adels. In Bielefeld bestimmten überwiegend Kaufleute als Ratsherrn die Geschicke der Stadt, während die Handwerker keine politische Geltung erlangten. Als Mitglied der Hanse hatte Bielefeld Teil an dem großen Fernhandelsnetzwerk, das ganz Europa umspannte.
Bei den Ausgrabungen an der Welle, an der Nahtstelle zwischen Alt- und Neustadt, in den Jahren 2000-2002 kam eine Fülle von Funden zu Tage, die unser Wissen über die Stadt Bielefeld im Mittelalter erheblich erweitert haben.
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Bielefeld in der Frühen Neuzeit
Zwei Wechsel des Landesherrn können die Epoche der Frühen Neuzeit für Bielefeld umreißen: 1511 fiel die Stadt mit der Grafschaft Ravensberg als Erbe an den Herzog von Kleve. Nach der völligen Niederlage Preußens gegen Napoleon 1806 wurde sie Bestandteil des neu gebildeten, nach französischem Muster regierten Königreichs Westphalen.
Diese 300 Jahre waren eine Phase stetiger, aber langsamer Entwicklung. Die Stadt verharrte im mittelalterlichen Mauerring und ihre Einwohnerzahl wuchs nur wenig an. Letztlich profitierte sie davon, dass Ravensberg unter den wechselnden Landesherrn immer eine Randlage im gesamten Territorium einnahm. Dadurch konnte sich die Grafschaft lange Zeit gewisse Sonderrechte bewahren und blieb von großen kriegerischen Auseinandersetzungen weitgehend verschont. Erst im 18. Jahrhundert machte der absolutistische preußische Staat diesem Dasein ein Ende.
Die Klever Herzöge bauten die Sparrenburg im 16. Jahrhundert zur neuzeitlichen Festung aus. Ihre militärische Bedeutung blieb in den Kriegen des 17. Jahrhunderts jedoch gering, so dass sie um 1700 aufgegeben wurde. Dagegen erlangten das Leinengewerbe und vor allem der Leinenhandel für Bielefeld zunehmend Bedeutung. Seit dem Übergang Ravensbergs an Brandenburg-Preußen nach dem Westfälischen Frieden von 1648 förderte der Staat dieses Gewerbe, das der Stadt zu bescheidenem Wohlstand verhalf.
Die Reformation und andere geistige Strömungen fassten in Bielefeld nur zögernd Fuß. Obwohl die Mehrheit der Bevölkerung sich zum lutherischen Glauben bekannte, lebten weiterhin Katholiken in der Stadt. Mit dem brandenburgischen Kurfürsten als neuem Landesherrn kamen Reformierte nach Bielefeld. Er ließ auch die Niederlassung von Juden zu und regelte durch Verhandlungen das friedliche Zusammenleben der Konfessionen in der Stadt. Ohne fürstliche oder geistliche Residenz, ohne Universität oder überregionale Messe war Bielefeld eine Landstadt, in der die Kaufleute den Ton angaben und allmählich zum „Leinenpatriziat“ aufstiegen.
19 Jahrhundert – Spherical Image – RICOH THETA
Bielefeld im 19. Jahrhundert
Nach einer langen Phase ruhiger Entwicklung brachte das 19. Jahrhundert für Bielefeld einen grundlegenden Wandel. Aus einer beschaulichen Landstadt, die noch um die Mitte des Jahrhunderts nicht mehr als 10.000 Einwohner zählte, war am Vorabend des Ersten Weltkriegs ein bedeutendes Industriezentrum mit über 80.000 Einwohnern geworden.
Die erste Hälfte des 19. Jahrhunderts brachte große politische Verwerfungen mit sich. Der preußische König musste nach seiner Niederlage im Krieg gegen Napoleon alle Landesteile westlich der Elbe abtreten. Bielefeld wurde 1807 Bestandteil des kurzlebigen Königreichs Westphalen, das Napoleon für seinen Bruder Jérôme errichtet hatte. Nach den Befreiungskriegen übernahm Preußen wieder die Herrschaft und Bielefeld lag seit 1816 in der neuen Provinz Westfalen.
Das liberale Bürgertum, vom Patriotismus der Befreiungskriege bewegt, strebte nach nationaler Einheit und einer Verfassung, die ihm politische Mitspracherechte sichern sollte.
In den Jahrzehnten der Restauration bis zur Revolution 1848/49 kam es erstmals zu Auseinandersetzungen innerhalb der Bürgerschaft. Die Demokraten mit ihrem Wortführer Rudolf Rempel waren in der Offensive, sodass Bielefeld in Berlin als „Demokratennest“ verschrien war. Die politischen Fehden begleiteten eine tiefgreifende wirtschaftliche
Krise, die das Leinengewerbe erfasst hatte. Die Industrialisierung, die mit den ersten Spinnfabriken in den 1850er Jahren
begann, kam spät, entwickelte sich aber dynamisch.
Um 1900 war Bielefeld zu einer prosperierenden Stadt
herangewachsen. Neue Viertel entstanden um die Fabrikniederlassungen. Neben dem Textilsektor hatte sich die Metallindustrie als maßgeblicher Wirtschaftsfaktor herausgebildet. Auf die Stadtverwaltung kamen große Herausforderungen beim Aufbau moderner Versorgungs- und Verkehrsnetze zu, auch Vereins- und Kulturleben wurden immer vielfältiger.
Die Arbeiterschaft forderte ihren Anteil an diesem Aufschwung und eroberte sich bis zum Ersten Weltkrieg auch politische Teilhabe in der Stadtverordnetenversammlung.