Jugend im Gleichschritt!? – Filmtage in Kooperation des Lichtwerks mit dem Historischen Museum Bielefeld

Zur Ausstellung „Jugend im Gleichschritt!?“ bietet das Lichtwerk in Kooperation mit dem Historischen Museum drei besondere Filmnachmittage an. HITLERJUNGE QUEX (1933) gibt einen direkten Einblick in die Propagandamaschinerie des NS-Regimes. Der sogenannte Vorbehaltsfilm wurde als rassistisch und volksverhetzend eingestuft und darf deshalb nur mit Zustimmung und unter besonderen Bedingungen gezeigt werden. NAPOLA. ELITE FÜR DEN FÜHRER (2004) handelt von der Freundschaft zweier Jugendlicher an einem Nazi-Elite-Internat und schildert Drill und Grausamkeit des Systems sowie innere Konflikte der Schüler. KRIEGERIN (2010) zieht schließlich eine Verbindung zur heutigen Zeit und macht deutlich, dass Rechtsextremismus, in Bezug auf die Manipulation Jugendlicher, heute noch mit den gleichen Mechanismen funktioniert und keinesfalls ein Thema der Vergangenheit ist.

So, 22.4. 13.30 HITLERJUNGE QUEX

So, 6.5. 13.30 NAPOLA

So, 27.5. 13.30 KRIEGERIN

Kombipreise für die Besuche im Lichtwerk und im Historischen Museum

12 Euro/ erm. 9 Euro (pro Termin)

Jugend im Gleichschritt!?

Die Hitlerjugend zwischen Anspruch und Realität (08.04.-27.05.2018)

Eine Ausstellung des NS-Dokumentationszentrums der Stadt Köln

Zwischen 1933 und 1945 war die Hitlerjugend die mitgliederstärkste Organisation im NS-Staat. Als das „Volk von morgen“ standen die Jugendlichen im Fokus der NS-Politik. Das öffentliche Bild von der Hitlerjugend als allmächtige Institution, der man sich als Jugendlicher nicht zu entziehen vermochte, ist bis heute geprägt von den Propagandaaufnahmen der Nationalsozialisten.

So gleichförmig „ausgerichtet“, wie es diese Bilder glauben machen wollen, war die Hitlerjugend jedoch nicht. Sie war vielmehr gekennzeichnet von unterschiedlichen Lebenswelten, in denen die Jugendlichen aufwuchsen. Es bedeutete einen großen Unterschied, ob man in der Stadt oder auf dem Land aufwuchs, aus dem Bürgertum oder der Arbeiterschaft stammte. Auch die drei Erziehungsinstanzen Familie, Schule und Kirche hatten einen großen Einfluss. Mit ihnen stand die Hitlerjugend in ständiger Konkurrenz bei dem Versuch, ihren Totalitätsanspruch in der Erziehung der Jugend durchzusetzen.

Um 11.30 Uhr findet an den Filmtagen jeweils eine Führung durch die Ausstellung statt.

HITLERJUNGE QUEX

Hans Steinhoffs HITLERJUNGE QUEX ist aus dem Jahr 1933 und damit einer der ersten großen nationalsozialistischen Propagandafilme, der sich zudem direkt an die Kinder und Jugendlichen wandte. Der Film spielt während der Straßenkämpfe zwischen Kommunisten und Faschisten Anfang der 1930er Jahre. Heini Völker ist der Sohn eines zum Sozialismus tendierenden Arbeiters, der Heini davon überzeugen will, in eine linksorientierte Jugendgruppe einzutreten. Der tugendhafte Sohn fühlt sich jedoch zu der Hitlerjugend hingezogen. Die moralischen und körperlichen Gegensätze werden in einer widersinnigen Schwarz-Weiß-Zeichnung gegenübergestellt: Die Kommunisten sind lasterhaft und vulgär, die Mädchen und Jungen der HJ dagegen brave, vaterlandstreue Pfadfinder. Heini erfährt von einem Anschlag der Kommunisten auf ein Jugendheim der HJ und verrät den Plan. Dadurch ist sein Leben in der kommunistischen Jugendorganisation verwirkt. Heinis verzweifelte Mutter versucht ihren Sohn und sich selbst umzubringen, bevor sich die Kommunisten an ihrem Kind rächen können, aber der Junge überlebt.

Deutschland 1933, Regie: Hans Steinhoff, Darsteller: Heinrich George, Berta Drews, Jürgen Ohlsen, Hermann Speelmans u.a. 96 Min.

Vor dem Vorbehaltsfilm findet eine Einführung durch Dr. Wilhelm Stratmann, Leiter des Historischen Museums Bielefeld, statt. Im Anschluss besteht die Möglichkeit zur Diskussion.

Als Vorbehaltsfilme bezeichnet die Friedrich-Wilhelm-Murnau-Stiftung Propagandafilme aus der Zeit des Nationalsozialismus, deren Inhalt kriegsverherrlichend, rassistisch oder volksverhetzend ist und die deshalb auf Beschluss des Stiftungs-Kuratoriums nicht für den Vertrieb freigegeben werden.

NAPOLA

Deutschland, 1942: Der 16-jährige Friedrich (MAX RIEMELT) besucht gegen den Willen seiner Eltern ein Nazi-Elite-Internat. Erst der Einfluss eines sensiblen Mitschülers (TOM SCHILLING) lässt in ihm Zweifel am System aufkeimen. Der mit dem Deutschen Filmpreis 2003 für das beste Drehbuch ausgezeichnete Film erzählt mit großer atmosphärischer Dichte von dem Zwiespalt der Heranwachsenden zwischen Freundschaft, Selbstfindung, Akzeptanz und den Forderungen nach blindem Gehorsam, Opferbereitschaft und Vaterlandstreue. Die eindrückliche Geschichte einer Jungenfreundschaft, die durch die grausamen Mechanismen und Manipulationen der damaligen Zeit jäh beendet wird, gibt zugleich ein spannendes und tragisches Zeugnis von dem Verlust der Unschuld, der Ideale und der Jugend einer ganzen Generation. 

BRD 2004, Regie: Dennis Gansel, Darsteller: Max Riemelt, Tom Schilling, Devid Striesow, Joachim Bißmeier u.a. 115 Min. ab 12.

KRIEGERIN

Jung, weiblich, rechtsradikal. Marisa (20) ist Teil einer Jugendclique der rechtsextremen Szene in einer ostdeutschen Kleinstadt. Auf ihrer Schulter hat sie „Skingirl“ tätowiert, vorne ein Hakenkreuz. Marisa schlägt zu, wenn ihr jemand dumm kommt. Sie hasst Ausländer, Schwarze, Politiker, Juden und die Polizei. In Marisas Augen sind sie alle schuld. Sie sind schuld daran, dass ihr Freund im Knast sitzt und alles um sie herum den Bach runter geht: Ihr Leben, ihre Stadt, das Land und die ganze Welt. In diesem Sommer wird sich alles ändern. Svenja, ein junges Mädchen, stößt zur Clique und geht Marisa gehörig auf die Nerven. Marisa und ihre Clique geraten mit Jamil und Rasul aneinander – zwei jungen Asylbewerbern, die hier in der Provinz gestrandet sind. Der Streit eskaliert, Marisa ist nicht zu bremsen. Ohne es zu ahnen löst sie eine Kette von Ereignissen aus, die alles komplett auf den Kopf stellen. Während Svenja immer tiefer in die rechte Szene rutscht, gerät Marisas Weltbild ins Wanken. Sie beginnt sich zu ändern, doch der Weg raus wird härter als sie ahnt. Die KRIEGERIN wurde sechsmal für den Förderpreis Deutscher Film in den Kategorien REGIE (David Wnendt), DREHBUCH (David Wnendt), SCHAUSPIEL WEIBLICH (Jella Haase und Alina Levshin) und SCHAUSPIEL MÄNNLICH (Sayed Ahmad Wasil Mrowat und Gerdy Zint) nominiert.

BRD 2010, Regie: David Wnendt, Darsteller: Alina Levshin, Jella Haase, Sayed Ahmad Wasil Mrowat, Gerdy Zint u.a. 106 Min. ab 12.