Die Welt ist im Umbruch – war sie das nicht immer?
Eine der größten Veränderungen in der Geschichte setzte die Industrialisierung in Gang. Ein monumentales Zeugnis dieser Epoche ist die Ravensberger Spinnerei, einst die größte Flachsspinnerei auf dem europäischen Kontinent. Jahrelang vom Abbruch bedroht, gilt sie heute als Industriedenkmal von europäischem Rang und nimmt seit 1994 in mehreren Gebäuden das Historische Museum auf. Die Notwendigkeit zur Veränderung nimmt natürlich auch das Museum nicht aus. Seit 2014 wird die ständige Ausstellung schrittweise erneuert. Der Dampfmaschinenraum, das Luftbild und die Abteilungen Mittelalter, Frühe Neuzeit und 19. Jahrhundert präsentieren sich bereits in neuem Gewand.

 

Die Vergangenheit reicht immer in die Gegenwart hinein. Daher holt das Museums seine Besucherinnen und Besucher mit einem 80 qm großen, begehbaren Luftbild von Bielefeld in der Jetztzeit ab, bevor sie auf drei Ebenen die Geschichte der Stadt von den Anfängen um 1200 bis in die Nachkriegszeit erfahren können. Im Mittelpunkt steht dabei die Epoche der Industrialisierung im 19./20. Jahrhundert mit den Veränderungen der Arbeitswelt und der Lebensumstände für die Menschen in der Region. Herkömmliche Vitrinen gibt es kaum, die Originalexponate sind überwiegend in Inszenierungen eingebettet. Für dieses innovative Konzept erhielt das Museum den Dibner Award der Society for the History of Technology und den Europäischen Museumspreis (Special Recommendation).

DampfmaschineIn einem Vorraum empfängt die Besucher das größte Ausstellungsstück des Museums: eine der ältesten in Deutschland erhaltenen Dampfmaschinen, Baujahr 1842. Nach einem wechselvollen Schicksal als „Maschinendenkmal“ ist sie an ihren früheren Einsatzort zurückgekehrt und steht hier als Symbol für den Beginn der Industrialisierung, die für Bielefeld so folgenreich war. Auf dem Luftbild beginnt dann die Reise in die Vergangenheit, z. B. in einem Straßenbahnwagen, in dem historische Filme eine Fahrt durch Bielefeld in verschiedenen Jahrzehnten ermöglichen. Es folgen 22 Ausstellungseinheiten auf mehr als 2000 qm innerhalb der historischen Sheddachhalle.

Blick ins MittelalterDer Rundgang setzt mit der Gründung der Stadt durch die Grafen von Ravensberg 1214 ein und veranschaulicht die bauliche Entwicklung an vier Stadtmodellen. An einer Mitmachstation können große und kleine Besucher ausprobieren, wie sich das Mittelalter anhört und anfühlt. Im 16. Jahrhundert begann der Aufstieg des Leinengewerbes und -handels in der später preußischen Grafschaft Ravensberg, für die Bielefeld das Zentrum darstellte. Das „Bielefelder Leinen“ wurde zu einem weltweit gefragten Markenprodukt, das den Wohlstand der Stadt begründete. Die industrielle Revolution stürzte das Leinengewerbe dann in die Krise. Die Debatte um die Mechanisierung und die Gründung der ersten Maschinenspinnereien in Bielefeld ist in der Ausstellung ausführlich dargestellt. Diese stand am Beginn einer stürmischen Entwicklung der Stadt in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts.

OLYMPUS DIGITAL CAMERADie Spinnereien zogen mechanische Webereien und Wäschefabriken nach sich. Alle benötigten Maschinen, letztere vor allem Nähmaschinen, die das Ausgangsprodukt für die Bielefelder Metallindustrie wurden. Fahrräder, Motorräder, sogar Autos, sowie Registrierkassen, Büro- und Werkzeugmaschinen waren weitere bekannte Bielefelder Artikel. Das Museum zeigt eine Auswahl dieser historischen Industrieprodukte, die heute beliebte Sammlerstücke sind. Vor allem lässt es jedoch die Arbeits- und Lebensbedingungen der Menschen, die durch die Industrialisierung grundlegend verändert wurden, in verschiedenen Inszenierungen erfahrbar werden. So stehen sich etwa eine originale Arbeiterküche und ein großbürgerliches Zimmer gegenüber und zeigen anhand der dort versammelten Exponate die Lebenswelt dieser beiden sozialen Schichten vor dem Ersten Weltkrieg. Mit Rüstungsproduktion und Bombenkrieg 1939-1945 und dem Niedergang mancher Bielefelder Industriezweige seit den 1960er Jahren sind Umbruchsituationen der jüngeren Vergangenheit thematisiert, die bis in die Gegenwart nachwirken.

Am Ausgang erinnert das laute Ticken eines historischen Turmuhrwerks an die eigentliche Dimension der Geschichte, die Zeit.

 

 

 

Sehr geehrte Gäste des Museums,

wir bauen zur Zeit für Sie unsere Dauerausstellung um. Dies ist immer einmal wieder mit kleinen Unannehmlichkeiten für die Besucher_innen verbunden, die sich in dieser Phase leider nicht vermeiden lassen. (Lärm, Staub usw.) Dazu kommt, dass im alten Teil der Ausstellung immer wieder Veränderungen auftreten werden, weil beispielsweise Objekte von dort in die neue Dauerausstellung überführt werden. Folglich entspricht momentan  dieser Teil der Ausstellung nicht immer dem Niveau, dass wir Ihnen ansonsten zu bieten gewohnt sind (z.B. bei Beschriftungen und Fotos). Auf Grund unseres knappen Budgets verzichten wir jedoch darauf, Dinge für den kurzen Zeitraum bis zum nächsten Bauabschnitt der Dauerausstellung  aufwendig zu erneuern, wenn dies nicht unbedingt notwendig ist. Auf Grund dieser Tatsache sind wir aber in der Lage, die gesamte Ausstellung nicht über einen längeren Zeitraum schließen zu müssen. Ich bitte Sie daher um Verständnis für punktuell auftretende Einschränkungen.

Ihr

Dr. Wilhelm Stratmann