Bartmannskrug, um 1600
Mehr als hundert Jahre lang waren sie ein Verkaufsschlager in ganz Deutschland, aber auch in den Niederlanden und in England: Bartmannskrüge aus dem Rheinland. Hergestellt wurden sie in Köln und Frechen. Sie bestehen aus Steinzeugton, der mit einer eisenhaltigen Glasur überzogen und bei hohen Temperaturen gebrannt wurde. Der feine Ton ermöglichte es den Töpfern, ihre Gefäße mit kunstvollen Reliefauflagen zu verzieren.
Im frühen 16. Jahrhundert tauchen die ersten, in Matrizen geformten Reliefs mit Ranken und Blüten auf. Das Hauptornament ergab aber ein bärtiges Männergesicht, das am Hals der Krüge angebracht wurde. Die Bedeutung dieser Bartmasken ist unklar; wahrscheinlich handelt es sich um ein reines Schmuckmotiv, da Maskengesichter in der Renaissance oft ornamental verwendet wurden. In England hießen die Krüge „greybeards“ oder „bellarmines“ nach dem verhassten Kardinal Bellarmin, der die Gegenreformation durchzuführen versuchte. Die künstlerische Qualität der Gesichter schwankt von sehr ausdrucksvollen und fein durchgebildeten Beispielen bis zu groben und stark vereinfachten Formen. Die großen Krüge tragen häufig auf der Wandung bis zu drei runde Reliefauflagen, die meist Wappen darstellen und manchmal auch eine Jahreszahl enthalten. Unser Bartmannskrug verweist auf die Geschichte der Region, denn er zeigt das Wappen des Herzogtums Jülich-Kleve-Berg, zu dem im 16. Jahrhundert auch Ravensberg mit Bielefeld gehörte. Und so taucht hier im unteren Bereich auch das Sparrenwappen auf.