Im Rahmen der Ausstellungstrias „Bielefelder Blicke“ werden 34 Kunstwerke des Bielefelder Malers Hermann Stenner (1891 – 1914) gezeigt, viele davon mit einem persönlichen Blick des Künstlers auf seine Heimatstadt. Da sie sich Jahrzehnte lang in Kanada befanden, kommt diese Präsentation einer Wiederentdeckung gleich.
Hermann Stenner ist neben Peter August Böckstiegel sicher der bedeutendste Künstler der klassischen Moderne aus Ostwestfalen-Lippe. Er wurde 1891 in Bielefeld als ältestes von acht Kindern des Malermeisters Hugo Stenner geboren. Nach seiner Ausbildung in München und danach an der Stuttgarter Akademie in der Klasse von Christian Landenberger kam Stenner 1911 als Meisterschüler zu Adolf Hölzel. Beeinflusst durch Hölzels „Lehre vom Primat der bildnerischen Mittel“ löste sich Stenner von der Wiedergabe der geschauten Wirklichkeit und schuf seine farbstarken Bilder nach eigenen Gesetzmäßigkeiten. Nach nur knapp fünf Studien- und Schaffensjahren hinterließ er bei seinem Tod 1914 ein umfangreiches Werk von fast 300 Gemälden, über 1.500 Aquarellen, Zeichnungen und druckgraphischen Arbeiten von beeindruckender künstlerischer Qualität. Hermann Stenner gehört zu den herausragenden Talenten der Kunst des frühen 20. Jahrhunderts. In wenigen Jahren durchmaß er eine rasante Entwicklung, die vom Spätimpressionismus über einen individuell geprägten Expressionismus zu abstrahierenden Tendenzen in den letzten Bildern führte. „Er wäre einer der besten Maler Deutschlands geworden, wenn nicht der sinnlose verbrecherische Krieg seine Opfer geholt hätte“, urteilte sein Stuttgarter Weggefährte Willi Baumeister.
Hermann Stenners jüngerer Bruder Walter wanderte 1932 nach Kanada aus, wo er beruflich Fuß fasste und eine Familie gründete. Offenbar konnte er damals schon als seinen Erbteil Kunstwerke aus dem Nachlass seines im Ersten Weltkrieg an der Ostfront gefallenen Bruders mitnehmen, die dort bis zum Jahr 2019 verblieben. Nach dem Tod Walter Stenners 1997 erbten sie seine drei Kinder. Das beeindruckende Konvolut konnte der Sammler Hermann-Josef Bunte von den Nachkommen Walter Stenners erwerben und nach Bielefeld bringen. Zeitlich reichen die Werke von naturalistischen Frühwerken bis zu reifen Arbeiten aus dem Jahr 1914. Unter den Gemälden befinden sich Hauptwerke wie „Viadukt bei Monschau“ und „Jahrmarkt am Kesselbrink“, beide von 1912. Letzteres setzt mit der Silhouette der Synagoge im Hintergrund einen auch stadtgeschichtlich bedeutsamen Akzent. Unter den Zeichnungen finden sich weitere lokale Motive aus der Bielefelder Altstadt, Beispiele für die zunehmende Übernahme kubistischer Formen zur räumlichen Verstärkung und Verdichtung der immer expressiver werdenden Kompositionen. In den Tuschzeichnungen der „Wandervögel“ hält Stenner Szenen aus der Freizeit seiner Familie fest.
Veranstaltungen
Wegen der Corona-Pandemie sind Führungen und andere Veranstaltungen derzeit leider nicht möglich. Wir haben aber für Sie auf unserer Homepage
www.historisches-museum-bielefeld.de verschiedene Online-Angebote zur Ausstellung, darunter ein Interview mit dem Sammler Prof. Hermann-Josef Bunte.
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