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Neubeginn in Trümmern 1945-1949

Als am 8. Mai 1945 der Zweite Weltkrieg endete, war das Deutsche Reich in vier Besatzungszonen der Siegermächte Frankreich, Großbritannien, Sowjetunion und USA aufgeteilt. Bielefeld gehörte zum britischen Einflussbereich, wo die Militärregierung schon bald deutsche Bürgermeister einsetzte. Ihre Aufgabe bestand im Wesentlichen in der Umsetzung der teils unpopulären Maßnahmen der Briten.

Vorrangig war die Überwindung der unmittelbaren Kriegsfolgen: Trümmerräumung, Schaffung neuen Wohnraums und Linderung existentieller Not. Die aus den ehemaligen deutschen Ostgebieten hereinströmenden Flüchtlinge und Vertriebenen mussten untergebracht werden. Durch die rasche Wiederaufnahme der Industrieproduktion sollte die Wirtschaft stabilisiert werden, um den blühenden Schwarzhandel und die Hamsterkäufe zurückzudrängen.

Kurzzeitig sah der Morgenthau-Plan die Umwandlung Deutschlands in einen schwachen Agrarstaat vor. Dagegen setzte sich US-Außenminister Marshall durch. Sein Plan förderte seit 1947 die rasche wirtschaftliche Erholung Europas und Deutschlands, um sie als Bollwerk gegen den Kommunismus zu stärken. Die akute Not der westeuropäischen Bevölkerung linderten Millionen Lebensmittelpakete der amerikanischen Organisation CARE. Eine weitere Grundlage für den wirtschaftlichen Wiederaufbau schuf eine Währungsreform in Deutschland. 400 Milliarden Reichsmark Staatsschulden aufgrund der NS-Kriegswirtschaft hätten ansonsten zu einer neuen Hyperinflation führen können. Am 21. Juli 1948 wurde in den Westzonen die D-Mark eingeführt, drei Tage später folgte die sowjetisch besetzte Zone mit einer eigenen Währung. 

Die Aufarbeitung der NS-Vergangenheit geriet dagegen in den Hintergrund. In Internierungslagern inhaftierten die Besatzungsmächte meist nur kurzzeitig höherrangige NSDAP-Mitglieder wie den Bielefelder Oberbürgermeister Fritz Budde. Ein Entnazifizierungsverfahren sollte die Weiterbeschäftigung von Nationalsozialisten in Verwaltung und Wirtschaft verhindern. Mit umfangreichen Fragebögen und Befragungen versuchten Entnazifizierungsausschüsse die Verquickung jedes Einzelnen mit dem NS-Regime herauszuarbeiten. Persilscheine mit häufig fingierten entlastenden Zeugenaussagen kursierten. Viele Deutsche hatten wenig Interesse an einer wirklichen Aufarbeitung der NS-Zeit. Den Besatzungsmächten war letztlich eine funktionierende Verwaltung und Wirtschaft wichtiger als eine konsequente Verfolgung politisch belasteter Personen.

Dennoch arbeiteten die Westalliierten am Aufbau einer demokratischen Gesellschaft. Der Wieder- oder Neugründung der politischen Parteien 1945/46 folgten die Gründung von Ländern wie Nordrhein-Westfalen und die ersten Kommunalwahlen. Der beginnende Kalte Krieg verhinderte eine gesamtdeutsche Staatsgründung. Im Westen arbeitete der parlamentarische Rat eine Verfassung aus. Die Verkündung des Grundgesetzes am 23. Mai 1949 markiert die Gründung der BRD. Im Oktober zog die Sowjetunion mit der Gründung der DDR nach. Damit war die deutsche Teilung für die kommenden 40 Jahre zementiert.

21. Februar 1946 – US-Präsident Truman genehmigt CARE-Pakete für Deutschland

Nach dem Zweiten Weltkrieg herrscht in Europa Hunger. Deshalb gründen private US-Wohlfahrtsverbände Im November 1945 die Organisation CARE. Die Abkürzung steht für „Cooperative for American Remittances to Europe“ („Zusammenschluss amerikanischer Hilfssendungen nach Europa“). CARE klingt zudem wie das englische Wort „Care“ („Sorge“).

Von dieser Unterstützung ist Deutschland jedoch zunächst ausdrücklich ausgenommen. „Ich empfinde nicht allzu viel Mitleid mit jenen, die zu verantworten haben, dass Millionen Menschen an Hunger und Krankheiten starben, ja offen und vorbehaltlos ermordet wurden“, sagt US-Präsident Harry S. Truman zur Begründung.

ZEITZEICHEN WDR (externer Link)