Darüber lacht die Republik
Friedrich Ebert und „seine“ Reichskanzler in der Karikatur
Sonderausstellung im Forum
28. Juli bis 10. Oktober 2021
Die Karikatur erlebt in den 1920er Jahren einen regelrechten Boom: Es gibt knapp 80 humoristisch-satirische Blätter in Deutschland, die Karikaturen veröffentlichen – darunter publizistische Eintagsfliegen wie „Paprika“ oder „Die Peitsche“, aber auch populäre Zeitschriften wie „Simplicissimus“, „Kladderadatsch“, „Ulk“ oder „Der Wahre Jacob“. Ab 1919 kommen noch kommunistische Satireblätter wie „Die Pleite“, „Eulenspiegel“ und „Roter Pfeffer“ hinzu. Damit ist das gesamte politische Spektrum vertreten und das Medium repräsentiert fortan ebenso republikfeindliche wie republikfreundliche Positionen. Die Zeichner der einschlägigen Zeitschriften zählen zu den bekanntesten ihrer Zunft und sorgen für einen oft hohen künstlerischen Wert der Karikaturen.
Als die herausragenden Repräsentanten der jungen Republik stehen Reichspräsident Friedrich Ebert und die jeweils amtierenden Reichskanzler im Fokus der Karikaturisten. Mit der Ausstellung Darüber lacht die Republik – Friedrich Ebert und „seine“ Reichskanzler in der Karikatur präsentiert die Stiftung Reichspräsident-Friedrich-Ebert-Gedenkstätte eine Auswahl satirischer Zeichnungen, die Friedrich Ebert und jene Kanzler ins Visier nehmen, die er zu seinen Lebzeiten ernannt hat. Dies sind die SPD-Politiker Philipp Scheidemann, Gustav Bauer und Hermann Müller, von der Zentrumspartei Constantin Fehrenbach, Joseph Wirth und Wilhelm Marx, der DVP-Vorsitzende Gustav Stresemann sowie die parteilosen Wilhelm Cuno und Hans Luther. Zwei dieser Kanzler, nämlich Hermann Müller und Wilhelm Marx, gelangen nach dem Tod Eberts im Februar 1925 erneut ins Amt. Karikaturen aus diesen zweiten Amtszeiten finden ebenfalls Eingang in die Ausstellung, da die Kanzler im ursprünglichen Sinn zu Eberts Reichskanzlern zählen.
Die Auswahl ist nicht repräsentativ für die politischen Karikaturen der Weimarer Republik. Sie erfolgte zum einen nach optischen und künstlerischen Gesichtspunkten; zum anderen sollten die Karikaturen auch heute noch ohne komplizierte Erläuterungen verständlich sein. Freilich nehmen die Zeichnungen zum großen Teil auf das politische Tagesgeschehen Bezug, das in kurzen Texten erläutert wird.
Die Republik lacht in den 1920er Jahren ebenso über harmlos-lustige Zeichnungen wie über zutiefst verleumderische Darstellungen. Manche Karikaturisten schießen ihre Pfeile zwar auf den Reichspräsidenten und die Reichskanzler ab, treffen wollen sie aber das System, das diese repräsentieren: die von ihnen ungeliebte parlamentarische Demokratie. Die gezeigten Karikaturen spiegeln somit die gesellschaftlichen Gegensätze der Weimarer Republik wider und werfen ein Schlaglicht auf die politische Kultur einer Epoche, in der politische Feindschaft, Unsicherheit und Krisen zur Tagesordnung gehören und das Klima prägen.