Neue Ausstellung auf dem Forum im Historischen Museum Bielefeld

Die Milch macht´s! So hieß es bis Anfang der 1990er in der Werbung. Doch mittlerweile ist Kuhmilch ein umstrittenes Lebensmittel. Aus diesem Anlass wirft die Ausstellung „Von der Kuh bis zur Kühltheke. Eine kleine Geschichte der Milch“ (29. Oktober bis 4. Februar 2024) des Historischen Museums Bielefeld einen Blick auf die Kulturgeschichte der Milch. Thematisiert wird der Wandel der Herstellung, des Konsums und des gesellschaftlichen Stellenwertes der Kuhmilch seit dem 19. Jahrhundert in Deutschland und Bielefeld. Die Ausstellung ist in Kooperation mit der Bielefelder VHS-Geschichtswerkstatt entstanden.

Neben Informationen zur Kulturgeschichte der Milch werden Ausstellungsstücke und Fotos der ehemaligen Bielefelder Molkerei (Mobi) und Maschinen zur Milchgewinnung- und Verarbeitung zu sehen sein. Darunter eine mannshohe Milchzentrifuge der Firma Ramesohl & Schmidt oder eine Buttermaschine der Firma Miele. Zusammen mit der VHS-Geschichtswerkstatt wurden zudem persönliche Geschichten von Bielefelder Milchhändler*innen aufgearbeitet, die multimedial präsentiert werden.

Ein Blick in die Geschichte

Bereits seit tausenden von Jahren nimmt der Mensch Tiermilch zu sich. Milch gilt bis heute als ein wichtiges Grundnahrungsmittel und ist eines der ältesten Kulturgüter der Menschheit. Seit der Domestizierung von Schafen, Ziegen und Rindern vor über 8.000 Jahren steht die nahrhafte Flüssigkeit zur Verfügung. Die Herstellung und der Konsum von Milch haben sich seitdem radikal verändert.

Zu vorindustriellen Zeiten war die Verfügbarkeit von Milch von vielen Variablen abhängig. Das bäuerliche Leben wurde stärker als heute von den Jahreszeiten beeinflusst. War Milch verfügbar, verdarb sie schnell, daher stand ihre Haltbarmachung im Vordergrund. In Form von Trinkmilch wurde sie vor allem von Kindern, Kranken und Alten konsumiert.

Mit der Industrialisierung Mitte des 19. Jahrhunderts begann ein enormer Wandel in der Produktion und Verarbeitung von Milch. Die Milchproduktion wurde technisch immer anspruchsvoller. Das Aufkommen von Lebensmittelgesetzen und revolutionären Erfindungen – wie etwa der Milchzentrifuge oder der Melkmaschine – ließen Milch zu einem hochverarbeiteten Produkt werden. Der technische Fortschritt machte die Milchverarbeitung teurer und vielschichtiger, was zu einer Gründungswelle von Genossenschaften führte.

In diesem Zeitraum entstand die genossenschaftlich geführte Bielefelder Molkerei. Sie wurde 1911 in der Markgrafenstraße eröffnet und zog 1955 aufgrund von Platzmangel in einen großen Neubau an der Oldentruper Straße. Die neu gebaute Anlage war mit hochmoderner Technik ausgerüstet. Trotz neuester Ausstattung und mehrerer Fusionsversuche musste die Molkerei Mitte der 1980er Jahre schließen. Schwankende Nachfrage und instabile Milchpreise, die Durchsetzung von Großmolkereien und das Aufkommen von Supermärkten seit den 1960er Jahren führten dazu, dass Milchhändler*innen und ihre Läden in Bielefeld und ganz Deutschland allmählich verschwanden. 

Die Milch heute

Nicht nur der Milchmarkt und die Molkereitechnik entwickelten sich in den letzten zwei Jahrhunderten stark weiter, sondern auch die Milchkuh selbst wurde im Laufe der Jahre durch angepasste Zucht „optimiert“. Das Hochzüchten der Milchkühe machte sie anfälliger für Krankheiten. Euterentzündungen wurden zur „Berufskrankheit“. Heute kritisieren Tierschutz- und Umweltorganisationen, Veganer*innen und Tierfreund*innen die Nutztierhaltung und Milchproduktion. Sie bringen ökologische und ethische Argumente gegen Milch vor. Immer häufiger entscheiden sich Konsument*innen aus genannten Gründen gegen den Kuhmilchkonsum und präferieren pflanzliche Alternativen.

Noch mehr über Milch

Zur Ausstellung gibt es ein museumspädagogisches Begleitprogramm mit Führungen und Veranstaltungen für Erwachsene und Kinder. Im November bietet die VHS-Geschichtswerkstatt einen Rundgang durch einen ehemaligen Milchbezirk an.