Stolze fünf Kilogramm bringt der Mörser bei einer Höhe von nur 16 cm auf die Waage, denn er besteht aus massiver Bronze. Unter dem Rand zieht sich ein Schriftband hin: MARG:(ARETE) SOPHIA BEEKS ANNO 1667. Da in der Regel entweder der Gießer oder der Besteller sich auf den durchaus kostspieligen Mörsern verewigte, muss Frau Beeks wohl die Auftraggeberin gewesen sein. Diese speziellen Gefäße kamen damals sowohl in Apotheken als auch im Haushalt vor, und da eine Apotheke unter weiblicher Führung im 17. Jahrhundert undenkbar war, dürfte der Mörser in der Küche eines wohlhabenden Hauses gestanden haben.
Mörser gehören zu den ältesten Gerätschaften der Menschheit. Bereits in vorgeschichtlicher Zeit zerkleinerte man Körner, Gewürze und andere Nahrungsmittel, aber auch Substanzen für medizinische, kosmetische und kultische Verwendungen mit Hilfe eines Stößels (Pistill) in einer Reibschale. Später übernahmen Mühlen das Zerreiben von Getreide, aber der Mörser blieb für kleine Mengen ein unentbehrliches Werkzeug. Aus Stein, hartem Holz oder Eisen konnte er gefertigt werden, bis im Mittelalter der Bronzeguss von Glocken aufkam. Die Glockengießer stellten als Nebenprodukt auch Mörser her, ebenso die Grapengießer, die Töpfe und Waschgefäße aus Bronze gossen. Die Verbreitung von Mörsern beschränkte sich auf Apotheken, für die sie geradezu zum Sinnbild wurden, und gehobene Haushalte. Daher gab es keine Massenproduktion auf Vorrat, sondern jedes Stück wurde individuell angefertigt. Inschriften und zum Teil aufwändige Verzierungen unterstrichen den Unikatcharakter des einzelnen Stücks.
Der Mörser im Historischen Museum entspricht mit seiner soliden Fußplatte, den horizontalen Profilringen und dem Verhältnis von Höhe zu Breite einem in den Niederlanden und Nordwestdeutschland geläufigen Typus. Auch die rechteckigen, spitz ausgezogenen Henkel sind charakteristisch. Der zugehörige Stößel ist, wie häufig, nicht erhalten. Im 18. Jahrhundert kamen die Bronzemörser allmählich außer Gebrauch, nachdem sich die Erkenntnis durchsetzte, dass Oxydationsspuren des Metalls Arznei- und Lebensmittel gefährlich verunreinigen konnten. Hartporzellan löste die Bronzemörser ab, die in den beiden Weltkriegen oft als Metallspende für die Geschützproduktion endeten. Diesem Schicksal ist unser Mörser entgangen, aber die Zeit hat ihm einige Wunden geschlagen: Der Rand ist beschädigt und im Boden klafft ein Loch.