Dürkopp „Diana“ •

Im Jahr 1953 ging ein neuer Stern am Filmhimmel auf: Audrey Hepburn. An der Seite und auch als Sozia von Gregory Peck machte sie in dem Film „Ein Herz und eine Krone“ als Prinzessin inkognito auf einer Vespa eine Sightseeing-Tour durch Rom. Der Erfolg dieses Films bedeutete auch einen Popularitätsschub für eine noch recht neue Fahrzeuggattung, den Motorroller. Als Fortbewegungsmittel für „gutgekleidete Menschen, die nicht gezwungen sein wollen, ihre Handlungen unschönen oder unbequemen Eigenwilligkeiten der Kraftmaschine anzupassen“, definierte eine zeitgenössische Fachpublikation den jüngsten Sproß der Zweiradfamilie. Unzweifelhaft hat das Filmtraumpaar diese Definition gerechtfertigt.

Die ersten Motorroller, in den USA entwickelt und nach dem Ersten Weltkrieg kurzzeitig auch in Deutschland gebaut, waren Kinderrollern noch sehr ähnlich. Erst die italienischen Marken Vespa und Lambretta, die unmittelbar nach Ende des Zweiten Weltkriegs auf den Markt kamen und sich ebenfalls an amerikanischen Vorbildern orientierten, trafen den Nerv der Zeit und wurden ein großer Erfolg. Als typische Motorroller haben sie zwischen Lenker und Sattel einen freien Durchstieg mit einem offenen Kniebereich. Ein Bodenblech bietet den Füßen festen Halt und eine Spritzwand vorn schützt den Fahrer vor dem Straßenschmutz. Der schon oben zitierte Querschnitt durch die deutsche Zweiradindustrie von 1953 stellt fest: „Der Daseinszweck ist berechtigt: 1-2 Personen angenehmer zu befördern als das Motorrad, billiger als das Automobil … Der Motorroller sucht und findet seine Liebhaber und Käufer vielmehr bei den Frauen und Männern in der gehobenen Kulturwelt.“

Nach dieser Marktanalyse verwundert es nicht, dass die Werbung für Motorroller häufig auf Frauen als Käuferin oder zumindest als Kaufentscheiderin abzielte. Mit diesem wendigen Fahrzeug konnten sie auch im hellen Sommerkleid durch die Straßen fahren. Bunte Lackierungen gaben den Rollern zudem einen Chic, der den noch immer schwarzen Motorrädern abging. Die Zweiradindustrie sah den Markt für zwei unterschiedliche Rollertypen reif: den leichten billigeren Stadtroller zwischen Motorrad und Damenfahrrad und den schwererern bequemen Reiseroller, der die Nische zwischen Motorrad und Kraftwagen besetzen sollte.

Als Audrey Hepburn auf der Vespa durch Rom streifte, stieg in Bielefeld die Firma Dürkopp in die Rollerproduktion ein. Der Markenname „Diana“ hatte dort lange Tradition. Die römische Göttin der Jagd hatte bereits in den Anfängen der Fahrradproduktion am Ende des 19. Jahrhunderts einem Modell den Namen geliehen. Die Werbung für den neuen Motorroller griff das antike Vorbild auf, indem es eine hübsche Frau im Petticoat mit Pfeil und Bogen auf dem Bielefelder Erzeugnis posieren ließ. Die „Diana“ konnte sich aber auch ohne Beiwerk sehen lassen. Optisch knüpfte sie an die stilbildenden italienischen Roller an. Ihre 9,5 PS konnten sie auf 80 km/h bringen, besonders gelobt wurden die guten Fahreigenschaften, die vibrationsfreie Karosserie und leichtgängige Schaltung. Das Standardmodell kostete 1795 DM, 1958 kamen die „Diana TSE“ mit 10,5 PS und die „Diana Sport“ mit 12 PS hinzu. Bis 1961, als Dürkopp den Bau von Motorrollern aufgab, wurden 23.000 Exemplare der „Diana“ verkauft. Durch die Automobilisierung ging die Nachfrage für Motorroller dann innerhalb weniger Jahre drastisch zurück. Heute erleben sie als elektrische Stadtflitzer jedoch ein Comeback.