Einmachglasöffner ·
Ein schmächtiger Buchenholzquader, eine Drahtschlinge und eine Flügelschraube: Die Vorrichtung der Firma Gebr. Schlingmann in Bremen mutet recht simpel an, aber immerhin hatte sie dafür den Gebrauchsmusterschutz des Deutschen Reiches bekommen. Ihre Konstruktion erwies sich immer dann als praktisch, wenn man im Keller einem Weckglas mit Obst oder Gemüse zu Leibe rücken wollte. Die Renaissance des Einmachens in den letzten Jahren hat auch diese Apparatur in modernen Formen wieder auferstehen lassen.
Wie viele wichtige Erfindungen hat auch das Einmachen eine militärische Vorgeschichte. Napoleon suchte nach Wegen, die Verpflegung seiner Truppen zu sichern und rationeller zu gestalten. Daher setzte er eine hohe Summe aus für einen Weg, Lebensmittel haltbar und transportabel zu machen. Nicolas Appert verdiente sich die Belohnung, als er 1810 in Paris seine Methode der Sterilisation im heißen Wasserbad vorstellte. Damit war zunächst die Konservendose in der Welt. Die Vorratshaltung der Hausfrau revolutionierte aber Dr. Rudolf Rempel, der mit dem bekannten Bielefelder Politiker gleichen Namens nichts zu tun hat. Der Chemiker aus Gelsenkirchen benutzte zum Einkochen Gläser mit einem Gummiring und Blechdeckel, der durch Federdruck verschlossen wurde. Rempel bekam ein Patent auf die Erfindung, das nach seinem Tod Johannes Weck erwarb.
Die im Jahr 1900 im badischen Öhlingen gegründete Firma J. Weck & Co. hat etwas geschafft, wovon Marketingexperten träumen: Ihr Name wurde zum Synonym für den Vorgang und das Produkt. „Weckgläser“ und „einwecken“ fanden schon 1907 den Weg in den Duden. Weck entwickelte Rempels Verfahren nicht nur weiter, er verbreitete es durch Werbung, Vorträge, Lehr- und Kochbücher und nicht zuletzt die eigene Monatszeitschrift „Die Frischhaltung“ in ganz Deutschland. Konkurrenten wie die Firma Rex konnten dagegen nicht ankommen.
„Koche auf Vorrat“ lautete die Devise, die von der Firma Weck ausgegeben und auch von dem berühmten Kochbuch der Henriette Davidis propagiert wurde. „Man stifte einem Brautpaare als Hochzeitsgeschenk einen Frischhalter nebst einem hübschen Stamm dazu gehöriger Gläser und man wird weit mehr Dank dafür ernten, als mit nutzlos herumstehenden Prunkstücken aller Art.“ Nach dem Ersten Weltkrieg setzte sich das Einwecken flächendeckend durch. Die meisten Hausfrauen werden sich auf Obst und Gemüse beschränkt haben, auch wenn das rührige Unternehmen 1910 sogar Exotisches wie „Renntier-Pain“ oder „Hummerpastete mit Spargel“ in seine Gläser zu füllen empfahl. Bis weit in die Nachkriegszeit, als sich der Kühlschrank immer mehr in den Haushalten verbreitete, gehörte das Einwecken zum Alltag. Ein Problem war allerdings häufig das Öffnen der Gläser. Leicht konnte die Lasche des Gummirings abreißen. Hier half der Schlingmann´sche Öffner: Man legte die Schlinge zwischen den Gummiring und die Glasrille, zog die Schraube langsam an, der Deckel löste sich und die eingemachten Birnen waren zum Naschen bereit.