Schnür- oder Knöpfhaken •

Ist es eine Häkelnadel? Oder ist es ein Angelhaken? Schon wärmer. Tatsächlich kann man damit etwas „angeln“, nämlich Knöpfe und Schnüre. Die Damenmode von der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts bis in die Jahre um den Ersten Weltkrieg war voll davon. Besonders für zwei Kleidungsstücke erwies sich dieser Haken als nützlich: für das Korsett und für Stiefel.

Das Korsett hat als Kleidungsstück eine lange Tradition, die bis in die Renaissance zurückreicht. Hineingezwängt wurden keineswegs nur Frauen, auch Kinder und Männer unterlagen der Mode, die phasenweise eine schmale Taille forderte. Um die Mitte des 19. Jahrhunderts bildete sich die klassische Sanduhrform des Korsetts heraus, die eine große Ober- und Hüftweite bei schlanker Taille als Ideal ermöglichte. Der Bauch blieb zunächst noch unberührt, aber im letzten Viertel des Jahrhunderts wurden die Kleider vorn immer schmaler geschnitten und der Körper der Trägerin hatte sich anzupassen.

Das Korsett, das den Frauen ihre Beweglichkeit und manchmal auch die Luft zum Atmen nahm, war nur im Bürgertum anzutreffen, wo die Dame der körperlichen Arbeit enthoben war. Zugleich benötigte frau Hilfe, um ein Korsett anzulegen. In dem Filmklassiker „Vom Winde verweht“ (1939) kann man zusehen, wie Scarlett O´Hara sich von ihrer Dienerin einschnüren lässt, um die gewünschte mädchenhafte Taille zu erreichen. Für das Anziehen oder Lockern der Verschnürung stellte der Haken ein einfaches Hilfsmittel dar. Er erwies sich aber nicht nur für die Unterbekleidung als hilfreich, sondern auch bei den eng anliegenden Kleidern, Blusen und Jacken der damaligen Zeit, die mit ganzen Reihen von Knöpfen gespickt waren. An- und Ausziehen waren zeitraubende Vorgänge, bei denen der Haken eine willkommene Hilfe darstellte.

Unentbehrlich wurde er als Knöpfhilfe bei den eng sitzenden Damenstiefeln, die eine Generation lang die Füße vieler Frauen umhüllten. Dauerhaft aus festem Leder oder schweren Stoffen gearbeitet, wurden sie mit zahlreichen Knöpfen geschlossen. Nur wenn ein solcher Stiefel weit geöffnet war, ließ er sich überhaupt über den Fuß streifen. Dabei waren die Knopflöcher steif und mit den Fingern schwer zu öffnen. Zum Glück konnte man den Knöpfhaken benutzen, ihn hindurchschieben, den Knopf greifen und durch die Öffnung ziehen. Kein Wunder, dass die Damen ihr Schuhwerk nicht so schnell auszogen und das praktische Werkzeug immer bei sich führten, falls ein Knopf aufging. Unser patenter Haken aus der Zeit um 1900 lässt sich deshalb sogar platzsparend einklappen und gehörte in jede Damenhandtasche.