Sammlungsgebiete

Das Historische Museum Bielefeld hat als stadtgeschichtliches Museum das Bestreben, wichtige Phasen, Ereignisse oder Personen der Stadtentwicklung vom Hochmittelalter bis zur Gegenwart mit Hilfe von Objekten zu dokumentieren. Dementsprechend gehört zum Spektrum der Sammlung eine Vielzahl unterschiedlicher Objektarten, z.B. Funde aus archäologischen Grabungen in der Bielefelder Altstadt oder an der Sparrenburg, christliches und jüdisches Kultgerät, Ausstattungen öffentlicher Gebäude und Einrichtungen, Gemälde, Grafiken, Plastiken, Pokale, Fahnen und vieles mehr. Schon seit Ende der 1870er Jahre haben der Historische Verein für die Grafschaft Ravensberg und später das Bielefelder Stadtmuseum sowie seine Nachfolger eine umfangreiche Sammlung aufgebaut. Leider sind durch den Krieg und die nachfolgende, Jahrzehnte dauernde Magazinierung der Bestände unter teilweise katastrophalen Bedingungen viele für die Stadtgeschichte wichtige Objekte heute verloren. Im Vergleich zu vielen Stadt- und Heimatmuseen mit jahrzehntelanger, ununterbrochener Tradition ist deshalb die stadtgeschichtliche Sammlung des Historischen Museums Bielefeld für die vorindustrielle Zeit vergleichsweise bescheiden.

Bodenfliese
Bodenfliese

Bodenfliese aus rotem gebranntem Ton, quadratisch, mit einigen weißen und dunklen Verfärbungen. Die Fliese stammt von der Klosterruine auf dem Jostberg in Bielefeld, das die Franziskaner dort erbauen ließen und das 1511 eingeweiht wurde. 2008 erwarb die Stadt Bielefeld das Gelände, die Ruine wurde gesichert. Dabei kamen auch die Fliesen zutage und eine davon wurde dem Historischen Museum überwiesen. Material/Technik … Ton, gebrannt Maße … H:5,5cmxB:18cmxT:18cm

Die Entwicklung Bielefelds zur Großstadt und zum Oberzentrum in Ostwestfalen ist maßgeblich durch die dichte Ansiedlung von Industriebetrieben seit Mitte des 19. Jahrhunderts geprägt. Die wichtigsten Industriezweige waren bzw. sind die Textilindustrie ( Spinnerei, Weberei, Wäschefabrikation), Metallindustrie (v.a. Nähmaschinen, Zweiräder, Maschinenbau), Druck- und Nahrungsmittelindustrie. Entsprechend der zentralen Bedeutung der Industrie für die Stadtgeschichte liegt ein Sammlungsschwerpunkt des Historischen Museums auf den Erzeugnissen Bielefelder Fabriken und deren Betriebseinrichtungen, z.B. Werkzeug- und andere Arbeitsmaschinen. Nähmaschinen, Zweiräder sowie Registrierkassen und Buchungsmaschinen waren zwischen etwa 1860 und 1975 die wichtigsten Industrieprodukte „made in Bielefeld“ mit einem entsprechend großen Objektbestand im Museum. Sie sind deshalb jeweils als Spezialsammlung aus der Sammlung Industrie und Technik ausgegliedert.

Brennblase

BrennblaseBrennblase als Teil eines Destillierapparates (Vakuumapparat) für chemische und pharmazeutische Labore. Die Brennblase besteht aus einem gedrungenen Kupferzylinder und einer mit Klappschrauben arretierten kupfernen Glocke . Der Zylinder steht auf drei Metallbeinen. Darunter wurde ein Brenner installiert. Vom Zylinder gehen ein Hahn und ein Überlaufröhrchen ab. Die Glocke hat oben mittig einen Rohranschluß für das Abdampfen, seitlich zwei 4 cm große Bullaugen, einen Hahn und ein Thermometer. Innen befindet sich ein im Wasserbad zu erhitzender Überdruckbehälter aus Zink, sowie ein zweitieliges darin einsetzbares Sieb. Die Brennblase bildet zusammen mit einem Kondensator, der ebenfalls im Besitz des Historischen Museums ist, einen Vakuum-Destillier-Apparat. Hergestellt wurde die Brennblase in den 1920er Jahren von der Bielefelder Metallfabrik Wilhelm Bitter. Material/Technik … Kupfer, Zink, Eisen, Kunststoff Maße … H: 60 cm x D: 34 cm

 

Das Historische Museum Bielefeld hat sich zum Ziel gesetzt, in seiner Dauerausstellung und in vielen Sonderausstellungen das Alltagsleben der Bielefelder Bevölkerung bzw. die Auswirkungen historischer Prozesse auf den Alltag der unterschiedlichen Gesellschaftsschichten zu veranschaulichen. Wurden früher eher besondere Einzelstücke der Alltagskultur, z.B. Stammbuch, Reservistenpfeife oder Münzschränkchen, gesammelt, lenkte man seit den 1980er Jahren den Blick verstärkt auf Gegenstände des alltäglichen Lebens, vorwiegend aus den Bereichen Möbel, Hausrat, Spielzeug, Textilien, Kleidung und Accessoires sowie Schule. Obwohl sich darunter – vor allem gilt dies für das 20. Jahrhundert – viele Massenprodukte befinden, wird bei der Sammlung auf die Provenienz Bielefeld oder nähere Umgebung Wert gelegt. Nachdem in der Vergangenheit eine große Zahl von Alltagsgegenständen aus unterschiedlichen Zeiten und von verschiedenen Bevölkerungsschichten zusammengetragen wurde, gilt es zukünftig, nicht allein aus Platzmangel, sich auf die Beseitigung konkreter Sammlungslücken zu beschränken.

Anstecker gegen Atomraketen

Anstecker gegen AtomraketenRunder Anstecker aus Weißblech, auf der Vorderseite mit weißem Überzug. Darauf ist in Blau der Leineweber aufgedruckt, der einer Rakete einen Fußtritt versetzt. Umschrift: „Leben statt Atomraketen“. Eine durchsichtige Folie überzieht die Vorderseite, die einige braune Flecken aufweist. Der Anstecker stammt offenbar von einem Bielefelder Aktionsbündnis oder einer Demo gegen die Stationierung von Pershing II-Raketen in der BRD, die nach dem Nato-Doppelbeschluss ab 1983 erfolgte. Material/Technik … Weißblech, Kunststoff Maße … D:5,5cm

 

Die Geschichte Bielefelds ist zwar maßgeblich durch die Industrialisierung und die Ansiedlung von Industriebetrieben geprägt. Nichtsdestotrotz spielen auch andere Wirtschaftszweige eine große Rolle bei der Stadtentwicklung. Hierzu zählen städtische Handwerke wie die Gold- und Silberschmiede oder Friseure, regional typische Gewerbe wie die Tabakverarbeitung, aber auch klassische Handwerke, ohne die städtisches Leben auch im Industriezeitalter nicht funktioniert, wie Schuster oder Schneider. Im Bereich Handwerk konzentriert sich die Sammlung des Historischen Museums auf den Erwerb kompletter oder weitgehend kompletter Werkstatteinrichtungen sowie auf herausragende Produkte ausgewählter Handwerke. Der für das urbane Leben mindestens ebenso wichtige Sektor des (Einzel-)Handels findet aufgrund der verhältnismäßig spärlichen dinglichen Überlieferung (v. a. Ladeneinrichtungsgegenstände, Präsentationsdisplays) wenig Niederschlag in der Museumssammlung. Ständig ausgebaut wird dagegen die Teilsammlung „Werbung“. Sie umfasst Werbemittel, insbesondere Plakate, Blech- und Emailschilder, aus der Zeit um 1900 bis in die 1970er Jahre. Dabei liegt der Schwerpunkt auf Bielefelder Firmen und Institutionen. Gesammelt werden aber auch Erzeugnisse Bielefelder Werbegestalter und ausgewählte, zeittypische Werbung.

„Charlottenburger“

CharlottenburgerEinschlagtuch der Fa. Max Mosberg, Bielefeld, in dem reisende Handwerksburschen ihre Habe einwickelten. Das Tuch wurde von der Firma als Werbegeschenk abgegeben. Es zeigt in den Ecken das Geschäftshaus der Firma an der Jöllenbecker Straße, in der Mitte zwei Handwerksburschen im Gespräch als Firmenmarke. Das Tuch ist etwas verwaschen und hat in der Mitte einige Einrisse. Das Tuch gehörte dem Großvater des Vorbesitzers, der Anfang der 1920er Jahre als Zimmermann auf der Walz war. Material/Technik … Baumwolle, bedruckt Maße … H:62cmxB:74cm

In Bielefeld existierte von 1907 bis 1971 eine Handwerker- und Kunstgewerbeschule (seit 1956 Werkkunstschule) in staatlich-städtischer Trägerschaft. In fünf Fachklassen (Angewandte Malerei, Grafik, Bildhauerei, Innenarchitektur und Möbelbau, Textil) sollten den Nachwuchskräften in Handwerk und Gewerbe gestalterische Fähigkeiten vermittelt werden. Die Absolventen der Schule, zu denen auch bedeutende Künstler zählten, haben in Ostwestfalen-Lippe und darüber hinaus in ihren Arbeitsfeldern großen Einfluss gehabt. Das Historische Museum sammelt Werke und Dokumente von Lehrkräften ebenso wie von Schülern, aber auch von anderen Bielefelder Künstlern dieser Zeit. Neben dem speziellen Bielefelder Kontext zeigt sich in dieser notwendigerweise unvollständigen und von Zufällen bestimmten Sammlung die Entwicklung des Designs und der Kunststile des 20. Jahrhunderts. Das Museum verwahrt mehrere Künstlernachlässe bzw. –teilnachlässe (z. B. Gertrud Kleinheimpel, Ernst Hansen, Thyra Hamann-Hartmann, Otto Hahn, Gisela Wölbing und Gertrud van Dyck).

Brosche

Scheibenförmige aufgewölbte Brosche aus Silber, die Oberfläche als Relief propellerartig gestaltet. Die Flügel des „Propellers“ tragen Löcher, die in Dreiecksform angeordnet sind. In der Mitte befindet sich ein kleiner grün gebeizter Onyx-Cabochon. Auf der Unterseite versteifen fünf Stege, die dem Verlauf der Propellerflügel entsprechen, das Schmuckstück. In der Mitte, parallel zur Anstecknadel, verläuft ein kurzer Steg mit der Herstellergravur: FELDMANN (=Rudolf Feldmann, 1878-1958, Bielefelder Gold- und Silberschmied). Die Brosche ist 1920 in einer Kunstzeitschrift abgebildet. Material/Technik … Silber, Onyx Maße … H: 2,3 cm x D: 6 cm