Warum eine Fahrradausstellung in Bielefeld? Hier begann vor 125 Jahren Nikolaus Dürkopp mit der Herstellung von Fahrrädern. Damals beherrschten die eindrucksvollen und eleganten Hochräder die Szene. Im selben Jahr 1886 erschien in Bielefeld erstmals die Zeitschrift Radmarkt, die älteste heute noch fortgeführte Fachzeitschrift für das Fahrrad und seine Belange. Damit war der Grundstein gelegt für den Aufstieg der Stadt zur Hochburg der Zweiradindustrie.
Das Fahrrad ist heute ein Synonym für individuelle, umweltfreundliche und kostengünstige Mobilität. Im Laufe von 125 Jahren hat es nicht nur sein Äußeres in unzähligen Varianten verändert, auch sein Stellenwert in der Gesellschaft erlebte Höhen und Tiefen. Es war luxuriöser Zeitvertreib und Emanzipationsvehikel der Frauen, Sportmaschine und Massenverkehrsmittel, erster fahrbarer Untersatz für Kinder und Überlebensmittel in Kriegs- und Notzeiten. Den Kern der Ausstellung macht daher eine Präsentation aus, die den Gestaltwandel des Fahrrades von 1886 bis heute veranschaulicht. Vom eindrucksvollen Hochrad bis zum E-Bike, dem jüngsten Glied in der langen Geschichte des Fahrrades, lässt sich hier die Entwicklung an zum Teil seltenen Sammlerstücken ablesen.
Das Aussehen dieser Räder deutet bereits die Bandbreite der Themenfelder an, die sich mit dem Fahrrad verknüpfen lassen und die dazu geführt hat, dass der Drahtesel auf allen Kontinenten und in allen Kulturen seinen Platz gefunden hat. Einzelnen Themenfeldern sind umfangreiche Säulen gewidmet, die mit Texten, Bildern und Originalexponaten Aspekte der Fahrradgeschichte behandeln. Ob es um den Herstellungsprozess oder die Werbung, Sport oder Reisen, die Frau auf dem Fahrrad oder seine Rolle im Nationalsozialismus geht – immer wird deutlich, wie sehr das Fahrrad in den Alltag und die Lebensbedingungen seiner Nutzer verwoben ist.
Bielefeld war neben Nürnberg, Brandenburg und dem sächsischen Industrierevier Jahrzehnte lang unbestritten das Zentrum der Fahrradherstellung in Deutschland. Daher steht die Fahrradstadt Bielefeld auch im Mittelpunkt der Ausstellung. Fahrradfahrerinnen und –fahrer haben extra dazu besondere Erlebnisse erzählt, die sie mit ihrem Drahtesel hatten. Auch diese „Fahrradgeschichten“ sind ein Bestandteil der großen Fahrradgeschichte und der Ausstellung.
Zur Ausstellung erscheint das Buch Rückenwind. Ein Streifzug durch die Fahrradgeschichte im Bielefelder Verlag, ca. 144 S. mit vielen Abbildungen, Hardcover, Verkaufspreis 19,90 €.