Dürkopp-Katalog Nutzfahrzeuge
„Der starke Pulsschlag des heutigen Verkehrslebens verlangt geradezu nach dem Lastkraftwagen und dem Kraftomnibus.“ So heißt es in dem schmalen, aber hochwertig gestalteten Katalog aus dem Jahr 1927, in dem die Firma Dürkopp ihre Lastkraftwagen und Omnibusse vorstellt. Kaum vorstellbar, dass einmal Dürkopp-Omnibusse in London im öffentlichen Nahverkehr im Einsatz waren! So bietet dieser Katalog einen Blick in ein fast vergessenes Kapitel Bielefelder Industriegeschichte.
Seit 1894 experimentierte Nikolaus Dürkopp, der Firmengründer, mit der Herstellung von Automobilen, nachdem er schon vorher Gas- und Benzinmotoren entwickelt hatte. Ab 1897 richtete er die Automobilfertigung als eigenen Produktionszweig der Firma ein. Neben einer ganzen Palette von Personenkraftwagen entstand 1899 bereits der erste Lastkraftwagen. Dürkopp baute in der Folgezeit immer stärkere Motoren, 1902 den ersten Sechszylinder, sodass sich die Leistung seiner Nutzfahrzeuge entsprechend steigern ließ. 1904 wurde die Karosseriefabrik Wiedemann & Co. in Magdeburg übernommen, 1908 kamen die Oryx-Motorenwerke in Berlin-Reinickendorf hinzu. In diesem Zweigwerk konzentrierte sich später die Herstellung von Nutzfahrzeugen. Bereits 1903 hatte Dürkopp den ersten Lkw mit Kardanantrieb gebaut, der sich auf dem internationalen Markt gut behauptete. So konnte man Kraftomnibusse nach England verkaufen, die dort unter den Namen des Importeurs als Marke „Watsonia“ bekannt wurden. In Bielefeld war der erste Omnibus, den das städtische Betriebsamt ab Oktober 1925 zwischen Oelmühlenstraße und Herforder Straße einsetzte, natürlich auch von Dürkopp. Im Ersten Weltkrieg wurde die gesamte Nutzfahrzeugsparte für Heereszwecke reklamiert. 1918 starb der Firmenpatriarch Nikolaus Dürkopp. Danach wurde der Automobilbau gestrafft, das Typenangebot reduziert. Der Katalog von 1927 bietet Niederrahmenomnibusse und mittelschwere Lastwagen von 2,5 und 3 Tonnen Nutzlast mit verschiedenen Aufbauten aus der Baureihe L 3 an. Ein solcher Lastwagen befindet sich auch in der Sammlung des Historischen Museums. Er markiert allerdings bereits das Ende des Automobilbaus in Bielefeld. 1927 traf die Dürkopp AG die Entscheidung, die Pkw-Fertigung aufzugeben. Zwei Jahre später erschien noch eine Broschüre „Dreißig Jahre Dürkopp Lastwagen“, doch im selben Jahr endete auch die Produktion von Nutzfahrzeugen.