Ob Schnurrbart, Backenbart oder Vollbart – blickt man zurück in die Vergangenheit, so trug die Männerwelt den Bart aus ganz unterschiedlichen Gründen. Dabei war und ist er nicht nur männliche Zierde, sondern auch religiöses Symbol, Ausdruck politischer und sozialer Ansichten oder Individualität. Es gab aber auch immer Zeiten, in denen der Bart verpönt war. Im 21. Jahrhundert ist er so populär wie lange nicht. Grund genug für das Historische Museum Bielefeld, dieses Phänomen genauer unter die Lupe zu nehmen.

Warum tragen Männer Bärte? Dieser Frage geht die Ausstellung nach, angefangen mit den buschigen Vollbärten der Revolutionäre im 19. Jahrhundert bis hin zur aktuellen Bartmode. Ein weiteres Thema der Ausstellung ist das religiös begründete Tragen von Bärten. Sowohl im Judentum, Islam als auch Christentum wurden und werden Bärte von Geistlichen und Gläubigen genutzt, um ihre Frömmigkeit auszudrücken. 

Anhand von zahlreichen Beispielen wird deutlich, wie sich die Bedeutung des Bartes und die Art ihn zu tragen gewandelt haben. Einen besonderen Stellenwert hatte der Bart in der Kaiserzeit. Um seine eindrucksvolle Form zu erhalten, gab es spezielle Tassen, die den nach oben gezwirbelten Schnurrbart trocken hielten und eine Bartbinde für die Nachtruhe. Mit dem Ersten Weltkrieg und der Erfindung des Rasierhobels durch die Firma Gillette wurde das Barttragen wieder verdrängt und die Mehrheit der Männer war fortan glattrasiert.  

In der Ausstellung wird deutlich, dass die jeweilige Bartmode stark mit dem herrschenden Männlichkeitsideal zusammenhängt. Als etwa in den 1960er Jahren die Mehrheit der Männer zum Rasierer griff – gerne mehrmals täglich – nutzten die Akteure der 1968er-Bewegung Bärte als Zeichen politischer Rebellion. Dass Gesichtsbehaarung auch ein Zeichen von Gemeinschaft sein kann, zeigen Bartclubs, Bartwettbewerbe oder auch die Kampagne „Dein Bart für Deutschland“ initiiert von der Firma Philips anlässlich der Fußball-Europameisterschaft 2012. 

Heute sieht man wieder mehr junge Männer mit Bart, die Glattrasur ist auf dem Rückzug. In den Städten sprießen seit einigen Jahren Barbershops aus dem Boden und in den Drogeriemärkten erhält der Mann mittlerweile alles für die Bartpflege. Müssen Männer im 21. Jahrhundert ihre Männlichkeit wieder verstärkt nach außen zeigen? Was es mit dem uralten Symbol der Männlichkeit auf sich hat, lässt sich in der Ausstellung im Historischen Museum entdecken.