Objekttext Kaffeebrenner
Kaffee ist heute zu einem Lifestyle-Produkt geworden (natürlich nicht der gewöhnliche Bürokaffee, der stundenlang auf seiner Wärmeplatte in der Kaffeemaschine oder in einer Thermoskanne vor sich hin zieht). Überall entstehen kleine Kaffeeröstereien, die auf eigene Verfahren und bestimmte Sorten schwören und dem Kenner die frisch gerösteten Bohnen zeremonienhaft abwiegen. Im 19. Jahrhundert war das Rösten den meisten Konsumenten selbst überlassen, aber ob tatsächlich nur Kaffeebohnen in einem solchen schwarzen Topf landeten, war fraglich. Der Kaffeekonsum, aus dem Orient übernommen, war bis ins frühe 18. Jahrhundert eine luxuriöse Angewohnheit der Oberschicht. Um 1750 hatte er sich auch im Bürgertum durchgesetzt, um am Ende des Jahrhunderts für alle Volksschichten zum Bedürfnis zu werden. Der Jöllenbecker Pastor und Schriftsteller Johann Moritz Schwager merkte 1786 zu Ravensberg an: „Der Luxus hat sich auch beym Bauern eingeschlichen, er will nicht nothdürftig, sondern gut leben, keine Caffeeähnliche Jauche, sondern guten, starcken Caffee mit viel Zucker trinken.“ Dem wollte jedoch der preußische Staat einen Riegel vorschieben. Friedrich der Große beklagte wie andere Fürsten, dass für Kaffee wie auch andere Kolonialprodukte viel Geld ins Ausland abwanderte. Er belegte Kaffee mit hohen Zöllen und errichtete 1781 ein Kaffeemonopol, das nur den staatlichen Behörden gestattete, Kaffee zu rösten und in den Handel zu bringen. Diese Maßnahme führte zu schwunghaftem Schmuggel. Daraufhin schickte der König „Kaffeeriecher“ los, die dem Duft frisch gerösteten Kaffees nachschnüffelten und seine Herkunft kontrollierten. Friedrich der Große förderte den Anbau der Zichorie als Kaffeeersatz und auch nach dem Ende des Kaffeemonopols dürften die meisten Leute eher Zichorienwurzel, Gersten- oder Roggenmalz und andere Surrogate neben einigen echten Kaffeebohnen geröstet und aufgegossen haben. Die Bohnen wurden bis weit ins 20. Jahrhundert hinein grün verkauft und erst kurz vor dem Gebrauch geröstet, da es noch keine Möglichkeit gab, das Aroma zu konservieren. Dazu kamen topfartige Gefäße aus Eisenblech oder Gusseisen auf den Markt. Sie haben einen geteilten Deckel, durch den in der Mitte eine Kurbel führt, die im Inneren mit Rührflügeln verbunden ist. Diese Kaffeebrenner tragen in der Mitte der Wandung einen Ring, sodass man sie in einen Herd oder eine Kochmaschine einsetzen kann. „Das Rösten des Kaffees muß mit großer Aufmerksamkeit geschehen“, mahnt ein Kochbuch um 1900. Ständiges Rühren, eine geregelte Feuerung und gelegentliches Überprüfen des Röstgrades gehörten dazu, wenn die Bohnen nicht verbrennen sollten. Man kann sich vorstellen, dass nach solchen Mühen die Tasse Kaffee umso besser schmeckte.