Wassilij Barssoff (1901-1965) war in der Nachkriegszeit, als er mit dem Zeichenstift durch die Stadt streifte, eine bekannte Persönlichkeit. Ein ungewöhnlicher Lebensweg hatte den russischen Künstler nach Bielefeld geführt. In der Nähe von Moskau geboren, studierte er dort von 1918 bis 1921 an der Kunstakademie, wo unter anderen Wassilij Kandinsky sein Lehrer war. Später reiste er jahrelang durch Russland und war als Maler, Schriftsteller und Kunstkritiker tätig. Im Zweiten Weltkrieg setzte sich Barssoff von der Roten Armee ab und erlebte das Kriegsende in Coburg. Unter dem Pseudonym „Backes“ hielt er dort Alltagsszenen fest und porträtierte amerikanische Soldaten. 1950 gelangte er nach Bielefeld. Mit Illustrationen für Tageszeitungen und Bücher konnte er sich das Nötigste verdienen. Barssoff war mit allen künstlerischen Techniken vertraut, benutzte aber am häufigsten Feder und Farbkreiden, später auch Filzstifte, um seine Eindrücke festzuhalten. Dieses Zeichengerät ließ sich leicht mitnehmen und die Blätter eigneten sich für Illustrationen. Mit energischen Strichen skizzierte der Künstler malerische Winkel des alten Bielefeld, die oft später der modernen Stadtplanung zum Opfer fielen. Diese Zeichnungen haben heute eine historische Bedeutung, weil sie ein verlorenes Stadtbild in Erinnerung halten. Barssoffs besondere Liebe galt den Winterlandschaften im Teutoburger Wald mit den zahlreichen Fachwerkhäusern, die teilweise ebenfalls verschwunden sind. Wassilij Barssoff starb 1965 in Bielefeld, das ihm zur zweiten Heimat geworden war.
Der Förderverein des Historischen Museums konnte vor kurzem eine Sammlung mit mehr als 30 Bielefeld-Ansichten Barssoffs erwerben, die hier vorgestellt werden.