Uhrkette von M. Mosberg
Zwei Handwerksburschen auf der Walz, zünftig gekleidet, stehen in angeregtem Gespräch zusammen: Seit 1890 waren die beiden einprägsamen Figuren das Markenzeichen der Bielefelder Firma M. Mosberg. Hervorgegangen war sie aus einem Stoffgeschäft, das der jüdische Handelsmann Moses Mosberg 1850 in der Breiten Straße errichtet hatte. Im ersten Drittel des 20. Jahrhunderts hatte das Unternehmen für Zunft- und Berufskleidung in ganz Europa einen ausgezeichneten Ruf.
Die beiden Brüder Max und Julius Mosberg kleideten Zimmerleute, Maurer und Dachdecker ebenso wie Köche oder Fuhrleute von Kopf bis Fuß ein. Seit 1907 produzierte die Firma in einem großen Neubau in der Jöllenbecker Straße, unmittelbar beim Bahnhof. Anfang der 1920er Jahre beschäftigte sie mehr als 200 Mitarbeiter und war damit eines der größten Unternehmen dieser Branche in Deutschland. Eine ausgefeilte Werbestrategie trug, neben der vielfach gerühmten Qualität der Erzeugnisse, zum Erfolg bei. Als Werbegeschenk diente das Einschlagtuch, in das die Handwerksburschen ihre Habe einschnürten (meist „Charlottenburger“ genannt), mit dem Markenzeichen und Werbesprüchen von M. Mosberg bedruckt. Damit trugen die Kunden die Werbung der Firma durch alle Straßen mit sich. Auch die Uhrkette, die früher die Weste eines Handwerkers zierte, zeigt emailliert das Markenzeichen von M. Mosberg und auf drei Anhängern Handwerkssymbole.
Bis 1938 konnte sich die Firma durch ihre treue Kundschaft auch im NS-Staat halten, dann wurde sie „arisiert“. Max und Julius Mosberg wurden im Konzentrationslager ermordet. Die Uhrkette aber kam auf verschlungenen Wegen nach Bielefeld. Sie tauchte in Leeds in England auf, möglicherweise aus dem Besitz eines Emigranten stammend. Das Ehepaar Ron und Jean Wood fand sie als Teil einer Erbschaft vor und schenkte sie dem Historischen Museum Bielefeld.